Deutsches Haus

In Frankfurt am Main steht seit dem 31. Ja­nuar ein Mann vor Gericht, der im vergangenen Sommer einen Rabbi angegriffen haben soll. Dem Angeklagten, einem 22jäh­rigen afghanischer Herkunft, werden versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung und Bedrohung vorgeworfen. Mit mehreren Messerstichen in den Bauch war der Rabbi schwer verletzt worden. Der Angreifer hatte gesagt: »Scheiß­jude, ich bring’ dich um.« Eine Notoperation rettete den 42jährigen Geistlichen. Der Angeklagte, der ein paar Tage nach der Tat gestellt werden konnte, leugnet einen antisemitischen Hintergrund der Tat. Seiner Festnahme ging der Hinweis auf ein Sport-Forum im Internet voraus, wo genaue Beschreibun­gen zu Täter und Tathergang zu finden waren. Bislang ist noch unklar, ob die Tat spontan verübt wurde oder geplant war. Am 29. Januar meldete die Mobile Opferberatung, dass in Sachsen-Anhalt alle zwei bis drei Tage eine rechtsextreme Gewalttat verübt werde. Im Jahr 2007 regis­trier­te die Opferberatung 151 rechte Gewalttaten mit 318 direkt Betroffenen. In 125 Fällen handelte es sich um Körperverletzungsdelikte. In 26 Prozent aller Fälle handelte es sich um rassistische Gewalttaten gegen Migranten und Migrantinnen, Flüchtlinge, Afrodeutsche und ausländische Studierende. Die anderen Angriffe richteten sich gegen nicht-rechte Jugendliche und junge Erwachsene. Unbekannte brachen in der Nacht zum 29. Januar in Zinnowitz auf der Insel Usedom (Mecklenburg-Vorpommern) in eine Pizzeria ein, verwüsteten sie und schmierten Hakenkreuze an Wände und Fenster. Auch waren die Polster der Stühle aufgeschnitten und ein Feuerlöscher entleert. Der 42jährige italienische Inhaber wollte sein frisch renoviertes Restaurant an diesem Tag wiedereröffnen. Die Polizei schließt einen »ausländerfeindlichen Hintergrund« nicht aus. In der Nacht zum 24. Januar beschimpfte ein 20jähriger Mann einen jungen Türken in Cottbus vor einem Hörsaal der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) mit rassistischen Sprüchen. Daraufhin stieß der 18jährige Türke den Deutschen, der stürzte und sich den Unterschenkel brach. Nach Angaben der Polizei handelte es sich bei beiden nicht um Studenten der BTU. Der Polizeisprecher Berndt Fleischer sagte: »Wir haben gegen den Deutschen wegen Verdachts der Volksverhetzung und gegen den Türken wegen des Verdachts der Körperverletzung Ermittlungsverfahren eingeleitet.« In Mönchen­gladbach-Rheydt (Nordrhein-Westfalen) beleidigten Unbekannte in der vorletzten Woche ausländische Geschäftsbetreiber und -betreiberinnen mit Briefen rassistischen Inhalts. In dem Brief an die kolum­bianische Besitzerin eines Modegeschäfts war von Ausländern, die »wie gerade aus der Höhle gekrochen« seien, die Rede. Außerdem stand in dem anonymen Brief: »Hoffentlich gehen die bald dorthin, wo sie herkommen.« Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhet­zung.

eb