LeserInnenworld

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. Zuschriften bitte an: briefe@jungle-world.com oder per Post an die Redaktion.

Jungle World 07/08: Sieg an der Westfront

Wessen Welt ist die Welt?

Es gibt eine wirkliche Welt mit wirklichen Menschen, ihren Freuden und Nöten. Und es gibt ganz viele, zuweilen bizarre, Welten, in denen die Sekten zu Hause sind. Aus einer solchen Welt berichtet, in einer solchen Welt lebt »Sieg an der Westfront«. In der wirklichen Welt gab es z.B. allerorten Jubel und Freude: Durch den Einzug der Linken in den Landtag ist es gelungen, die Mehrheit für Roland Koch zu brechen. Eben denselben Koch, den brutalst möglichen Aufklärer »jüdischer Vermächtnisse«, Doppel-Pass, Ausländer- und Linkenhasser, der mit seiner Wahlkampagne nicht mal in der CDU mehrheitsfähig war. In der bizarren Welt des Artikels ist der Name Koch eine Erwähnung nicht wert. Es wird sich aufs Wesentliche konzentriert und eine Botschaft gesendet. In Hessen ist nicht dieser Mann das Problem, sondern die Linken. Fast alles sonst in diesem Artikel kennt der Leser schon aus Welt oder Rheinischem Merkur. Die krude Botschaft am Schluss aber, das macht die Jungle World originell.

Helge Meves

Jungle World 06/08: Bühne frei für den Katastrophentouristen!

Der Iran – ein Witz?

Über den antideutschen Neusprech hat man sich eine Weile lang geärgert, so aggressiv pro-kapitalistisch, so zynisch verteidigten diese deutschen Neocons die »westliche Zivilisation«. Mittlerweile wirkt es geradezu erfrischend komisch, wie aus den immergleichen Versatzstücken – völkelnde »Appeaser« unterstützen »islamofaschistische« Barbaren – zu jedem Thema ein Artikel geschustert werden kann. Jungle World goes Titanic?

Johannes F. Peters

Jungle World 06/08: Dresden lädt zum Februarfest

No peace

Das Phänomen, dass sich zivilgesellschaftlicher Anti-Nazi-Protest im Osten nicht mobilisieren lässt, erstreckt sich nicht nur auf den Trauermarsch in Dresden. Selbiges ließ sich auch beim »Sachsentag« der JN 2007 oder dem »Pres­sefest der Deutschen Stimme« 2006 (beides Dresden-Pappritz) feststellen. Bis auf wenige – lobenswerte –Ausnahmen (meist betroffene und allein gelassene AnwohnerInnen) gab es keinerlei bürgerlichen Gegenprotest. Diese gesellschaftliche Wüste dürfte auch mit der dünnen Decke von Gewerkschaften, Parteien etc. zusammenhängen und mit dem geringen MigrantInnen-Anteil im Osten. In Westdeutschland kommt genau aus diesen Reihen ja der meiste Protest. Trotz der Verlautbarungen und der medienwirksamen aus Lichtern gebastelten Anti-Nazi-Bot­schaften durch die bürgerlichen Trauermarsch-TeilnehmerInnen sind die BürgerInnen weder bereit, sich den Nazis wirklich in den Weg zu stellen noch ihre inhaltlichen Gemeinsamkeiten (Kontextlosigkeit, Verteufelung der Alliierten etc.) mit dem braunen Pack zu reflektieren und daraus etwaige Veränderungen abzuleiten. Daher ist ein Appeasement an die Dresdner BürgerInnen nicht notwendig.

r. schwarzenberg