Das Leiden auf der Erde, die Sehnsucht nach Erlösung, das ist das ewige Thema von Gospel. Bei der Band Spiritualized hat diese Musik schon immer eine prägnante Rolle gespielt, allerdings haben auf früheren Platten die Gospelchöre ein Halleluja angestimmt, als befänden sie sich auf einer Krönungsmesse, während das Gegospel auf »Songs in A & E« eher dezen klingt. Nach dem großen Jauchzen und Frohlocken war Jason Pierce, der Kopf der Band, wohl nicht zumute. Während der Aufnahmen zum neuen Album wurde er krank, er bekam eine Lungenentzündung und war dem Tod nah, deswegen zog sich der Arbeitsprozess auch Jahre lang hin.
Entstanden ist nun keine Platte trotz der Krankheitserfahrung, sondern eine, die von selbiger lebt. Das »A & E« aus dem Titel steht für »Accidents & Emergency«, also für die Notaufnahme. Im Booklet der CD befinden sich Aufnahmen von Kanülen für Spritzen, und Songs haben Titel wie »Death take your fiddle«.
Schon früher wurde von Jason Pierce körperliches Elend nicht verborgen, sondern bespiegelt. An die Stelle der Beschreibung von Glanz und Elend des Drogenkonsums ist nun jedoch die Behandlung von Vergänglichkeit getreten, nackt, ungeschminkt und intim. Der Bombast ist verschwunden, der neue Indie-Gospelblues von Spiritualized ist von allem Unnötigen entschlackt. Dass es ihm so schlecht ging, hat Jason Pierce hörbar gut getan.
Spiritualized: Songs in A & E (Cooperative Music)
