Deutsches Haus

Dem Verfassungsschutzbericht des Landes Thüringen zufolge hat die Zahl rechtsextremer Straftaten 2007 im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen. Wie der thüringische Innenminister Manfred Scherer (CDU) am 19. Juni aus Anlass der Veröffentlichung berichtete, stieg die Zahl um das Fünffache auf über 750. In 61 Fällen handelte es sich um Gewaltdelikte, 2006 waren es 55 gewesen. In der Nacht zum 19. Juni beschimpften zwei Männer im Alter von 17 und 32 Jahren in einer U-Bahn in Berlin eine 31jährige Kameru­nerin auf rassistische Weise. Dann überwältigten sie die Frau und drückten ihren Kopf auf den Boden. Ein anderer Fahrgast kam der Angegriffenen zu Hilfe und konnte sie aus der Gewalt der beiden Männer befreien. Diese ergriffen an einer Haltestelle die Flucht. Die herbeigerufene Polizei nahm die Täter kurz darauf an einer nahe gelegenen Bus­haltestelle fest. In den frühen Morgenstunden des 17. Juni beleidigten zwei Männer im Alter von 23 und 27 Jahren im Berliner Stadtteil Weißensee einen 18jährigen wegen seiner dunklen Hautfarbe. Sie bewarfen ihn zudem mit einer Flasche und einem Stein und schlugen ihm ins Gesicht. Der Angegriffene wurde leicht verletzt. Die Polizei stellte die zwei Männer kurze Zeit später in der Nähe des Tatorts. Unbekannte warfen am Morgen des 16. Juni einen Stein durch die Scheibe eines jüdischen Gebetsraums in Pinneberg (Schleswig-Holstein). Wie der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde der Stadt, Wolfgang Seibert, sagte, sei der Stein mit großer Wucht eingeschlagen und mehrere Meter durch den Raum geflogen. Noch am selben Tag erhielt die jüdische Gemeinde einen Anruf, in dem ein Mann drohte: »So was kann öfter passieren. Ihr habt keine Ruhe mehr. Sieg Heil.« Nach eigenen Angaben sahen sich Mitglieder der Gemeinde in jüngster Zeit häufig antisemitischen Beschimpfungen ausgesetzt. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Am 16. Juni griff ein 37jähriger Deutscher in einem Bus in Berlin einen 56jährigen Afghanen an. Zunächst beschwerte er sich Zeugenaussagen zufolge über das »Gebrabbel« des Kindes des 56jährigen und beschimpf­te diesen als »Ausländer, der in diesem Land nichts zu suchen hat«. Dann schlug er dem Mann mit der flachen Hand ins Gesicht. Insassen des Busses, die dem Afghanen helfen wollten, beleidigte der Angreifer ebenfalls. Die Polizei nahm den 37jährigen fest. In Kamminke (Mecklenburg-Vorpommern) griffen am 15. Juni vier Deutsche ein polnisches Ehepaar an, das sich in seinem Auto in eine Seitenstraße verfahren hatte. Die vier kahlköpfigen Männer versperrten mit ihrem Wagen dem Paar den Weg, stiegen aus und bespuckten das Fahrzeug der Polen. Sie rüttelten auch an den Türen des Autos und beschimpften die verängstigten Eheleute als »polnische Schweine«. Als das Paar mit einem Mobiltelefon die Polizei alarmierte, flüchteten die Angreifer. mst