Übertragung mit W-Lahm

Warum es ARD und ZDF anlässlich großer Fußballereignisse nicht reicht, Vorberichte, Spie­le und anschließende Analysen zu senden, ist unklar. Vielleicht glaubt man, dass das Publikum nach aufregenden Toren noch irgendwie beruhigt werden muss. Dann aber stellt sich die Frage, warum sich die Sender Formate wie »Waldis EM-Stammtisch« und »Nachgetreten« leisten, bei denen man vor Ärger einen Herzinfarkt riskiert? Während bei Waldemar Hartmann ehemalige Fußball-Semi-Prominenz und andere leidlich bekannte Personen ungebremst Unsinn, Stammtischparolen und sonstwie Schmie­riges daherplappern dürfen, zeigt das Zweite nach Spielschluss, was es unter Comedy versteht. Unter der Leitung von Ingolf Lück dürfen diverse Komiker nationalchauvinistischen, ressen­timentgeladenen Müll daherreden. Dazu werden platteste Filmbeiträge abgespult, wie die fiktive Reklame für »Das neue Nationalmannschaft-Notebook mit W-Lahm, 17-Zoll-Podolscreen, Kevindos, Mertes Akku-Laufzeit von weniger als sechs Minuten, eingebautem Mirofon (…) auch für Neuschweinsteiger.«
Nebenan bei Waldi erfüllt man genauso präzise den Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen. Und gab gleich in der ersten Sendung einen Vorgeschmack darauf, wie man sich die folgenden Stammtische vorzustellen hat: »Jetzt müssen wir den Polen erst einmal drei Punkte klauen«, umriss Toni Polster das Ziel der österreichischen Auswahl nach der Auftaktniederlage, was Hansi Müller so konterte: »Den Polen was zu klauen ist schwer.« Denn so sieht sie aus, die Welt von Stammtisch-Waldi und den Nachtretern: Holländer haben Wohnwagen, Polen klauen, Türken sind aggressive Dauer­huper, und Italiener sind Schlitzohren.