Am Ende

Stellen Sie sich vor, es ist per Ansage der letzte Tag in Ihrem Leben. Morgen ist alles vorbei, unwiderruflich. Warum auch immer. Was würden Sie tun? Klar, ein Bäumchen pflanzen. Und sonst? Noch einmal: Lieblingsessen, Sonnenaufgang betrachten, den Müll runterbringen. Dann ist Schluss. Trauer. Beerdigung. Welches Lied jetzt?
Diese Frage wurde für die Compilation »Final Songs« einschlägigen DJs gestellt, die allesamt brav geantwortet haben. Gleich sei gesagt: Die »Ode an die Freude« ist nicht mit auf dem Sampler.
DJ T. wünscht sich dagegen »Gymnopédie« von Erik Satie, dieses Klavierstück, das schon in mehr traurigen Filmen zu vernehmen war, als schlechte Witze in dem Film »1 1/2 Ritter« sind. DJ Hell dagegen würde tot gerne »Golden Brown« von den Stranglers hören, eine eher melancholische denn traurige Nummer, und Kevin Saunderson hätte gerne, dass nach seinem Tod die Party erst so richtig losgeht. Sein final song ist »Supernature« von Cerrone.
Interessant ist, wie unterschiedlich die Wünsche für den Soundtrack zum eigenen Abgang ausfallen. Sie sind getragen von Nachdenklichkeit (Ewan Pearson: Peggy Lees »Is that all ­there is?«), Heimatliebe (Ricardo Villalobos: ein Stück der chilenischen Combo Inti Illimani), Programmatik (Coldcut: Brian Eno, »An Ending«) oder Transzendenz (Francois K: Pharoah Sanders, »Astral Travelling«). Und man fragt sich tatsächlich: Was würde man sich eigentlich selbst wünschen, wenn es so weit ist?

Diverse: Final Songs (Get Physical)