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Zwar leidet die Jungle World weniger unter der gegenwärtigen Anzeigenkrise als andere Zeitungen, da wir ja bekanntlich ohnehin den allerwenigsten Platz unseres Heftes mit Anzeigen verschwenden, dennoch ist die Lage, wie Sie wissen, bei uns grundsätzlich prekär. Das heißt aber nicht, dass wir deshalb bei Google abschreiben oder Artikel vom vorigen Jahr einfach noch mal drucken. Ganz und gar nicht! Bei uns ist alles frisch recherchiert, handgemacht und CvD-geprüft. Fleißig suchen unsere Autorinnen und Autoren und unsere Redakteurinnen und Redakteure für Sie nach den wichtigsten Fakten, den interessantesten Menschen, den heißesten Storys, den steilsten Thesen.
In dieser Woche waren wir zum Beispiel freitagnachts in der gefürchteten Disco »Jeton« in Berlin-Friedrichshain, von der aus vorige Woche ein brutaler Nazi-Überfall stattgefunden hat. Ausgestattet mit der ultimativen Alkohol-Flatrate, stürzten sich die Kollegen ins, naja, Getümmel (Seite 9). Außerdem testeten wir im Selbstversuch die besten Designer-Food-Produkte. In unserer Redaktionsküche (wann holt eigentlich endlich mal jemand die Mikrowelle ab?) bereiteten unsere Feinschmecker und Hobby-Köche feinste Gerichte aus Analog-Käse und Digital-Schinken – und verspeisten sie. Wir anderen bekamen nur den Qualm und ein paar »Schokobananen« ab (Seite 7). Wir machten uns außerdem auf, um an Badeseen zu recherchieren (Dschungel, Seiten 1 bis 5), trafen Interview-Partnerinnen und -Partner, besuchten Erwerbsloseninitiativen, sammelten jede Menge O-Töne und konnten bei unseren Touren durch Berlin die S-Bahn in vollen Zügen genießen – wie die Berliner in diesen Tagen zu spaßen pflegen. Sogar ins Umland wagten wir uns, dahin, wo es weh tut, wenn die Erde wegrutscht, also in ehemalige Braunkohlegebiete, in unserem Fall aber nicht Sachsen-Anhalt, sondern die Lausitz (Seite 10/11).
Zum Beispiel dazu, liebe Leserinnen und Leser, und natürlich auch für Reportagen unserer Auslandskorrespondenten, benötigen wir immer mal wieder einen kleinen Extra-Etat für die uns entstehenden Auslagen. Die Kasse können Sie auffüllen, wenn Sie an den Recherchefonds von Disko e.V. spenden (Seite 6)! Auch kleine Gaben erfüllen hier ihren Zweck.
Bei der Recherche nach dem Sommer sind wir jedoch nicht wirklich weitergekommen. Manche behaupten, sie hätten ihn gefunden (»Sonntag zwischen fünf und sieben war es doch total sonnig, ich hatte sogar meine Sonnenbrille auf!«). Andere sammeln Geschichten unter dem Titel »Mein verregnetes Wochenende«. Dafür braucht es allerdings definitiv keine Extra-Spesen. Diese Geschichten liegen ja quasi auf der Straße, beziehungsweise sie schwimmen dort in den Pfützen. Ach, diese traurigen Anekdoten kennen Sie selbst, die ersparen wir Ihnen. Statt denen würden wir sogar lieber eine Anzeige drucken.