LeserInnenworld

Jungle World 39/09: »Sie nennen es nicht Arbeit«
Musik und Geld
Liebe Jungle World, ich wollte nur einmal anmerken, dass es sehr spannend wäre, die Entwicklungen in der DIY-Szene, in den Netlabels und in nicht-kommerziellen Musik-Kunst-Projekten vor dem Hintergrund eines bedingungslosen Grundeinkommens zu betrachten. Der Kommentar »Wer Geld verdienen will, soll arbeiten gehen« geht in eine Richtung, die nur auf dem Markt geleistete Erwerbsarbeit anerkennt, aber: Musik machen kann ja auch als Arbeit bezeichnet werden, nur sollte das Einkommen von der geleisteten künstlerischen Arbeit abgekoppelt werden, damit Ökonomie und Kunst nicht mehr in einem so großen Maße aufeinander Einfluss nehmen. Bedingungslose Grüße Christine Görn

Jungle World 40/09: »Freibier und Freiheit sind nicht dasselbe«
Ums Ganze oder um gar nichts
Kritik an der deutschen Nation, der nichts mehr als Rassismus und Antisemitismus einfalle, greife zu kurz. Vielmehr geht es mal wieder »ums Ganze«, also um die im Rauchschleier des Jargons von der Totalität vorgetragene Idee der Falschheit bürgerlicher Ideologeme, vor allem der Freiheit. Auch die Deutschen seien nun auf diesen Hund gekommen, indem sie den Zusammenbruch des Realsozialismus als ihre wiedergefundene Einheit feiern. Frisch, fromm, fröhlich, frei. Der Mauerfall als etwas verspätete bürgerliche Revolution, die fortan in entspannter Massenpsychologie auf die neuen »Zwangslagen bürgerlicher Herrschaft« ausbilde.
Was schwer reflektiert daher kommt, enttarnt sich schnell als die traditionelle Denunziation der Individualität als Fetisch, der Aufklärung als unwahr und daher letztlich unhaltbar. Deutschland sei jetzt eben aufgeklärt und doch trotz des Freedom-Flows immer noch ganz schön bürgerlich. Da muss man erstmal drauf kommen. Es zeigt sich: Wenn es »ums Ganze« gehen soll, geht es meist um gar nichts. Dem Nationalismus rückt die TOP so nicht auf die Pelle. Gerade den Deutschen stellt sich die nationale Frage immer noch so: Wer gehört dazu – und vor allem: wer nicht. Damit rücken Rassismus und Antisemitismus wieder ins Zentrum. Torben