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Mauer, Grenzer, Bornholmer Straße, Margot Honecker, Schabowskis Zettel – dieser Tage werden wir mit Jahrestagsklimbim überschüttet. Vor allem um das mit der Maueröffnung am 9. November 1989 beginnende Ende der DDR geht es dabei. Aber nicht nur die »Zone« da »drüben« fand mit dem Mauerfall ihr Ende, sondern auch die drei anderen Sektoren im Westen, die den amerikanischen, britischen und französischen Alliierten unterstellt waren. In Westberlin damals, da waren wir durch und durch besetzt und werden doch nie wieder so frei sein wie damals, seufzen heute viele alte Kiezveteranen und zugezogene Schwaben vom Wedding bis Kreuzkölln und von Siemens- bis Gropiusstadt. Ein einzigartiges soziales Biotop brach zusammen mit der Mauer ein. Game over auf der Spielwiese. Blubb, blubb, weg war die Insel. Und dieser Untergang betrifft ja nicht nur die Berliner, sondern alle Außenseiter und Aussteiger aus Süd-, West- und Norddeutschland, denn ein potenzieller Zufluchtsort versank im Meer, das heute einfach Deutschland heißt. Andererseits sind wir jetzt auch die ganze Pfitze-, Fatzke-, Lummer- und Diepgen-Mischpoke und bald sogar Hertha BSC los! Kann man auch so sehen.
Jedenfalls haben wir uns gedacht, zum Jahrestag kümmern wir uns mal ganz besonders liebevoll um dit jute, olle Westberlin und haben also ordentlich Schultheiß, Fassbrause, Berliner Weiße und Berliner Tinke übers Heft verkippt. Ein kleiner trauriger Wessibär begleitet Sie durch diese besondere Ausgabe.
Darin stoßen Sie unter anderem auf Jörg Sundermeiers Würdigung der Westberlin-Klischees (Seite 3), auf Rudolf Lorenzens Erzählung über eine Exklave in der Zone (Dschungel, Dossier), auf Hausbesetzer und Stadtentwickler (S. 4) auf Taxifahrer, Türken, Philosophen und Currywurstverkäufer (S. 5), auf Haschrebellen (Interview S. 20), Schwule (Dschungel S. 6 bis 9), einen Blick von drüben (Dschungel S. 2 bis 5) auf neue Dumpinglohnzonen (S. 6) und auf Bierpinsel und Wasserklöpse (S. 10/11). Wir hoffen denn ma, sowatt jefällt Sie! Allet jute, und bis denne, wa?!