Die Jugend von heute

Die beste Platte des Jahres 2009 kommt von einer ehemaligen Schülerband aus London, deren Mitglieder noch jünger sind als die Jungs von Tokio Hotel und deswegen in Amerika noch nicht einmal Alkohol in der Öffentlichkeit trinken dürften. The XX heißt diese wunderbare Band und ihr fantastisches erstes Album der Einfachkeit halber »XX«.
Plötzlich war diese Band da und hat alle Welt sofort verzaubert. In Berlin sind ihre Konzerte schneller ausverkauft als die von Depeche Mode, und es gibt eigentlich niemanden, der The XX nicht ganz sensationell findet.
Dabei machen sie auch nichts anderes als all die anderen Gitarrenbands da draußen. Sie erinnern an die Achtziger, klingen mal wie The Cure, dann wie ganz charmanter Postpunk. Mal singt sie, mal singt er, mal verliert man sich in Melancholie, dann wird wieder leicht räudig aus dem Teenageralltag berichtet.
Aber wie The XX an ihren Indiepop herangehen, das macht sie so besonders. Mit Naivität, mit Liebe zu den Details, mit Begeisterung, mit ganz viel Zärtlichkeit. Und das nötige Hipsterwissen haben sie auch. Sie covern Aaliyah, das viel zu früh verstorbene Genie des R&B, und sie covern Womack & Womack. Auch das hat Stil. Wahrscheinlich können Bands, bei denen alles so stimmig ist wie bei The XX, nur aus London kommen.
Letztlich ist »XX« die einzige Gitarrenplatte, die man dieses Jahr wirklich braucht. Aber man braucht sie unbedingt.

The XX: XX (Beggars)