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Wegfahren! Urlaub! Sonne! Davon träumen auch wir hier. Gerade weil der Winter so grässlich und unendlich lang war und man das Gefühl hat, dass er vielleicht nie zu Ende gehen wird, beginnt man sich in diesem Jahr schon früher Gedanken zu machen, wo es hin gehen soll im Sommer.
Bezeichnend ist, dass gleich zwei Kollegen unabhängig voneinander nach Kalifornien wollen. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen. Der eine möchte »besetzte Unis und Zeltstädte gucken« gehen, also an Ort und Stelle nochmals dem Kapitalismus beim Scheitern zusehen. Die andere träumt eher von den »Gay-Bars in San Francisco« und will sich auf die Suche nach ihren »Heldinnen aus ›The L-Word‹« machen, speziell nach Shane, der Womanizerin der Serie.
Kalifornien, das klingt nach einem ziemlich glamourösen Reiseziel. Da dachte man, hier würde jeder prekär arbeiten, und dann erfährt man, dass man sich vor allem deswegen von Fertigpizza und Dosenravioli ernährt, um unbedingt wieder verreisen zu können. Hauptsache weg. Eine Kollegin zieht es »in das Ferienhaus meiner Eltern in der Toskana«, der andere fährt »wie jedes Jahr wieder für zwei Monate nach Frankreich aufs Land«. Und die Frau Geschäftsführerin wird wieder »auf meine kleine Insel in den Balearen fliegen und glücklich sein«.
Es gibt aber auch bizarrere Urlaubswünsche. Einer möchte vor allem deswegen mal nach Schweden, um dort etwas zu probieren, was er »Stinkefisch in Dosen« nennt und was die Schweden angeblich als Spezialität bezeichnen. Ein anderer will nochmals mit dem Interrailticket durch Europa fahren, wie damals, als er 20 war.
So wie die meisten Deutschen macht es dagegen ausgerechnet der Kollege aus dem Ausland-Ressort: Er wird Urlaub in Deutschland machen. Zwei Wochen Hamburg, Besuch bei Mutti. Dort gibt es endlich auch mal was anderes als Fertigpizza und Ravioli. Vielleicht wird das am Ende der erfolgreichere Urlaub sein als der der Kalifornien-Reisenden, die Shane dann leider doch nicht im »Lexington Club« kennengelernt haben wird.