Maria voll der Gnaden

»Lourdes«. Die katholische Kirche durchlebt gerade nicht ihre beste Zeit. Kindesmissbrauch, ein weltfremder Papst, da bleibt nicht viel, was die Kirche noch attraktiv machen könnte. Lourdes vielleicht, dieser bizarre Wallfahrtsort, wo den Kranken versprochen wird, dass sich wenigstens die Jungfrau Maria um sie kümmert. Der österreichischen Regisseurin Jessica Hausner ist mit »Lourdes« ein phantastischer Film über den Pilger-Wahnsinn gelungen. In ihren kargen, an Robert Bresson angelehnten Bildern zeigt sie die Dynamik einer Pilgergruppe, die voller Hoffnung in Lourdes aufläuft. Ganz langsam taucht sie ein in die Hoffnungen und Enttäuschungen der Kranken. Als unversehens eine aus ihrem Kreis vermeintlich gesundet, bricht vor allem Missgunst bei den anderen aus: »Warum gerade Sie und nicht ich?« Immer böser wird der Film, ganz langsam und subtil dekonstruiert er Lourdes als Schabernack und macht sich dennoch nicht zu offensichtlich über die Gläubigen lustig.   aha