Der Stolz des Putzmanns

Berlin Beatet Bestes. Folge 44. Platten putzen.

Ich putze meine Platten seit vielen Jahren mit Spüli. Genauer gesagt mit Spüli und Wattepads. Sicher nicht die beste Methode. Ein professionelles Schallplattenwaschgerät arbeitet schonender und gründlicher, aber mir reichen die Resultate. Schallplatten, die mit dieser besonderen Patina von Staub und Fett überzogen sind, die lange Aufenthalte in Kellern und auf Flohmärkten hinterlassen, kann man mit Spüli leicht säubern. Seltsamerweise scheint dieser Schutzfilm die Platten sogar zu konservieren. Wenn man die Platten mit einer kleinen Menge Spüli und warmem Wasser putzt und dann gründlich abwäscht – Vorsicht, die Labels sind empfindlich! –, klingen sie oft besser als eine Platte, die schmutzfrei, aber reichlich zerkratzt ist. Klebereste, wie zum Beispiel von kleinen Preisschilder, entferne ich dagegen mit Feuerzeugbenzin, das hinterlässt keine Spuren. Außerdem habe ich herausgefunden, dass sich mit dem ultrafettigen Haargel, das ich verwende, ausgetrocknete laminierte Schallplattencover auffrischen lassen. Die glänzen dann wieder wie neu.
Mit meiner Freundin führe ich eine klassische Fünfziger-Jahre-Beziehung: Sie hat ­einen ordentlichen Beruf und geht arbeiten, und ich kümmere mich zu Hause um den Haushalt. Seit vielen Jahren kaufe ich ein, koche, wasche, räume auf und putze. Zum Putzen habe ich für fast alles im Haushalt schon immer ebenfalls Spüli verwendet. Es löst Schmutz und Fett am besten, ist billig und erspart es mir, weitere Putzmittel zu kaufen, vor allem solch ätzendes wie Domestos. Gibt es das eigentlich noch? Und bleicht eigentlich noch jemand seine Jeans damit? Ich erinnere mich dunkel an einen chemischen Versuch in der Badewanne Anfang der achtziger Jahre. Angestrebt war ein starker Kontrast von hellen und dunklen Stellen. Domestos hat damals zwar den Stoff meiner Jeans ganz herrlich entfärbt, tückischerweise aber auch sämtliche Nähte zersetzt. Die Hose zerfiel während des Tragens, was coole Effekte ergab. Aber leider war der Zerfallsprozess unaufhaltsam.
Aus einer Laune heraus habe ich neulich im Supermarkt das Putzmittel Viss gekauft. Zugegebenermaßen auch deshalb, weil meine Freundin mit meiner Putzleistung zunehmend unzufriedener wurde und drohte, eine Putzfrau einzustellen. Das hat meinen Hausmannstolz getroffen. Ich habe in den vergangenen 20 Jahren bestimmt schon mal Viss verwendet, aber offensichtlich ist seitdem viel Zeit vergangen und die Putzmittelforschung hat enorme Fortschritte gemacht. Als ich das Zeug an die Kacheln im Bad gesprüht habe, konnte ich es fast nicht glauben. Der Dreck lief vor meinen Augen von der Wand, ohne dass ich einen Schwamm angefasst hatte. Wie ein Irrer sprühte ich fast den kompletten Inhalt der Flasche an die Wände und putzte drauflos.
Als meine Freundin nach Hause kam, sprang ich ihr aufgeregt entgegen und berichtete von meiner tollen Entdeckung. Und zeigte ihr natürlich stolz unser neues grell glänzendes Bad. So schön hatte es noch nie gestrahlt. Also für Platten mag es ja gehen, aber zum Putzen der Wohnung kommt Spüli nicht mehr in Frage. Mal sehen, vielleicht putzt Viss ja auch Platten besser.