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Und? Wie haben Sie den Welttierschutztag begangen? Gar nicht? Der 4. Oktober war für Sie ein Tag wie jeder andere auch? Naja, dann verpassen Sie bitte wenigstens nicht den Weltspartag an diesem Freitag! Der »International Saving Day« wurde auf der 1. Internationale der Weltvereinigung der Sparkassen im Jahr 1924 beschlossen. Das mag mehr nach Spartakiade als nach Sparen klingen, aber nur um Letztgenanntes ging und geht es dabei. Darum, »den Gedanken des Sparens weltweit im Bewusstsein zu halten«, so behauptet jedenfalls Wikipedia. Werbung fürs Sparen zu machen war wohl nötig, denn damals, kurz nach der Hyperinflation, war Sparen nicht gerade gut angesehen. Geld ausgeben, sich Dinge anschaffen, das war viel angesagter zu jener Zeit, da man mit Billionen-Reichsmark-Scheinen die Zimmerwände tapezierte.
Heutzutage kann man nur noch beim Ausgeben sparen. Und längst ist der Weltspartag eine reine Rekrutierungsveranstaltung von Sparkassen, die versuchen, Kinder zu ködern. Dabei wäre ein bisschen Imagepflege für das Sparen notwendiger denn je. Es ist doch so: Hören wir »sparen«, denken wir sofort, man wird uns etwas streichen. Und meistens ist es ja auch so. An uns wird gespart, selbst haben wir kaum etwas, um es zurückzulegen. Jedenfalls kein Geld. Wir sparen also andere Dinge: Zeit, große Worte, die Mühe. Irgendwo in unserer Abstellkammer lagern wir das ganze Zeugs und irgendwann hauen wir’s dann mit vollen Händen raus: Zeit, Worte, Mühe – im Überfluss. Oder wir versuchen es bei Ebay zu verticken.
Auch Sie können sich übrigens zum Weltspartag tatsächlich etwas sparen, Claude Lanzmann zum Beispiel. Also nicht, ihn zu lesen, das wäre ausgesprochen schade, aber ihn zu kaufen. Sein starkes 688 Seiten starkes Buch »Der patagonische Hase« gibt es derzeit als Abo-Prämie bei der Jungle World. Und in diesem Sinne, dass, wer nicht kauft, eben auch nicht sparen kann, haben auch wir etwas gespart, indem wir ordentlich shoppen waren, und zwar Kaffee. Kaffee gibt es hier zwar immer, um die Redaktions-Mischpoke bei Laune und Bewusstsein zu halten, aber derzeit stapeln sich Berge, nein, Gebirge, Gebirgsketten von Kaffeepaketen in der Betriebsküche, weil es offenbar für die Abnahme der gesamten Schiffsladung Rabatt gab. So nehmen wir, die wir nicht wissen, wie diese Kaffeemassen in die Redaktion gelangt sind, jedenfalls an, aber wir haben auch nicht nachrecherchiert, in diesem einen Fall haben wir uns das gespart.

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Der doppelte Kim. Das Bild zur Ich-AG der Woche zeigt zwar einen Kim Jong-nam, aber nicht den nordkoreanischen Präsidentensohn, der auch unter dem Spitznamen »der fette Bär« bekannt ist, sondern den Vorsitzenden des Präsidiums der Obersten Volksversammlung der Demokratischen Volksrepublik Korea. »Jungle World« Nr. 42, Seite 17