Krach und Versöhnung

Wieso hat Michael Gira die Swans wiederbelebt, nachdem er sie doch 1997 mit den Worten »Swans are dead!« für tot erklärt hatte? Und warum leckt sich der Hund die Eier? Na? Weil er’s kann.
So richtig wiederbelebt hat Gira die 1982 in New York gegründete, ehemalige No-Wave-­Noise-Gruppe sowieso nicht. Schließlich unterhielt der Sänger und Gitarrist, dessen reichlich kaputte Jugend an frühe Denis-Johnson-Romane erinnert, zuletzt die Angels of Light. Eine Band, die in wechselnder Besetzung das dunkelromantische (Post-)Noise-Erbe der späten Swans souverän in elliptische Doom-Folk-Balladen zu übersetzen wusste. Spitzfindig könnte man sagen: »My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky«, das neue Album der Swans, ­verschmilzt »The Great Annihilator« aus dem Jahr 1995 perfekt mit dem Werk der Angels of Light.
Giras markige Grabesstimme trägt die von Nick Cave in puncto Charisma abermals in der Hosentasche spazieren. Einen intensiveren Sänger gibt es nicht. Viele Songs erinnern an schunkelnde Dampfwalzen. Auf Strophe und Refrain wird wie immer verzichtet: Die Welt der Swans ist der hypnotische Loop, basierend auf wuchtigem Schlagzeugspiel und einer Handvoll ein­dring­licher Gitarren-Akkordfolgen. Gewohnt groß­artig auch das Wechselspiel aus Laut und Leise, Krach und melodiöser Versöhnung. Vielleicht sollte man mal Sex zu Giras Mitternachtshymnen haben?

Swans: My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky (Young God)