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Nachdem Sie in der vergangenen Woche erfahren haben, dass Sie durchschnittlich 31,7 Jahre alt sind, wollen Sie nun vielleicht wissen, wie alt die merkwürdigen Menschen sind, die für Sie diese Zeitung machen. Nun, der Altersdurchschnitt liegt bei uns etwas höher, einige nähern sich gar dem Alter, in dem man als Feldwebel der Bundeswehr pensioniert wird. Mehr wollen wir nicht verraten. Übrigens wird man als Feldwebel der Bundeswehr sehr früh pensioniert. Journalisten hingegen werden eigentlich, ebenso wie Altbundeskanzler, nie pensioniert. Sie reifen vielmehr zu Talkshow-Gästen, allerdings bekommen nur Altbundeskanzler einen Aschenbecher hingestellt. Es gibt bei uns aber auch junge Leute. Das ist gut so, denn der Generationskonflikt belebt die innerbetriebliche Kommunikation, aus der immer wieder glänzende Ideen für neue Themen hervorgehen, die wir Ihnen präsentieren können. Allerdings kann der generationsbedingt unterschiedliche Blick auf die Welt auch irritierend sein. Wenn etwa die Jüngeren gedankenlos den Satz »Das ist ja sowas von Nineties« daherplappern, als habe die Geschichte der Zivilisation erst im Jahr 2000 begonnen, fühlen die Älteren sich wie Mumien, die man vergessen hat in den Sarkophag zu legen. Die Jüngeren hingegen verdrehen unweigerlich die Augen, wenn die Älteren nach dem fünften Bier von der guten alten Zeit schwadronieren, in der sie in Brokdorf und anderswo den Bullen einheizten, und so tun, als sei die Geschichte der Linken im Jahr 2000 zu Ende gegangen.
Doch die Welt dreht sich unaufhaltsam weiter, und es gibt neuartige Phänomene, die auch die Jüngeren befremden. Zum Beispiel den Abi-Ball, genauer gesagt, die seltsame Sitte, ihn zwanghaft in einem vornehmen Hotel in festlicher Kleidung zu feiern. »Bei uns hat damals Xmal Deutschland gespielt«, doziert einer der Älteren. Xmal Deutschland ist die Punkband, die An­dreas Michalke in der vorigen Ausgabe vorgestellt hat. Der geplante weitere Vortrag über die vorangegange Brokdorf-Demo wird zwar von den Jüngeren abgewürgt, doch geben auch sie zu erkennen, dass ihre Abi-Feier in einem etwas zwangloseren Rahmen stattfand. Wenn überhaupt. »Wir haben gegen den Abi-Ball gestimmt. Ich habe mir mein Zeugnis zuschicken lassen«, sagt eine der Jüngeren. Wenn die Gesellschaft in die fünfziger Jahre zurückkehrt, wird der Generationskonflikt innerhalb der Redaktion unbedeutend.