Nicht umzuhauen

Per Petterson hat ein Faible für problematische Vater-Sohn-Beziehungen. »Pferde stehlen« handelt von der Suche nach einem verlorenen Vater. »Im Kielwasser« zeigt einen verzweifelten Erzähler bei seinen Bemühungen, den unnahbaren Vater zu verstehen. Jetzt liegt auch »Ist schon in Ordnung«, der 1992 erschienene Erstling des norwegischen Autors, auf Deutsch vor.
Das Tastende, Schwebende seines Schreibens entfaltet sich in diesem Buch gerade erst. Es steckt noch mehr Härte in dieser Sprache, die präzise ist und sehr lakonisch. Was gut zu dem erstaunlich unverzärtelten Ich-Erzähler namens Audun passt, ein Junge aus prekären Verhältnissen, der mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern vom Land in die Stadt gezogen ist. Audun ist klug, versteht intuitiv vieles richtig. Er lässt sich nicht auf der Nase herumtanzen und geht seinen Weg. Es haut ihn nicht um, wenn er mal was auf die Schnauze kriegt. Ein unsensibler Klotz ist er deshalb noch lange nicht. Mit seinem Freund Arvid teilt er die Liebe zur Literatur.
Auduns wunder Punkt ist das Verhältnis zu seinem Vater. Und obgleich dieser unheimliche Mann nur dann und wann in der Gegenwart auftaucht, bildet er doch das Gravitationszentrum permanenter Bedrohung, latenter und manifester Gewalt. Auduns Aufstand gegen die Zumutungen der Welt sind nicht zuletzt Versuche der Selbstermächtigung gegenüber seinem Vater, einem Säufer, Schläger und Landstreicher, der die Familie psychisch und physisch quält und eines Tages verschwindet.

Per Petterson: Ist schon in Ordnung. Hanser, München 2011, 218 Seiten, 19,90 Euro