Abdruck aus »Hauptsache nichts mit Menschen«

Kafka wird überschätzt

Kurze Geschichten von Paul Bokowski

Der Newsletter

Seit etwa acht Jahren bekomme ich alle vier Wochen einen Newsletter. Den Newsletter eines Theaters, um genau zu sein – der Schaubühne am Lehniner Platz. Man hatte mich damit geködert, dass jeder Newsletter ein kleines Gewinnspiel enthalte. Alle vier Wochen konnte man Freikarten gewinnen.
Das ist schon lange nicht mehr so! Der Andrang oder der Aufwand mögen zu groß gewesen sein, aber vor vielen Jahren schon wurde das Gewinnspiel einfach wegrationalisiert. Seitdem habe ich aufgehört, den Newsletter zu lesen. Tatsächlich ärgere ich mich mittlerweile, dass ich ihn überhaupt noch bekomme. Denn schon vor Monaten habe ich erfolglos versucht, ihn wieder abzubestellen:

Dies ist ein Newsletter der Schaubühne am Lehniner Platz. Zum Abbestellen senden Sie bitte eine leere E-Mail an noschaubuehnenewsletter@schaubuehne.de

Das habe ich getan, genau das, und ich tue es noch immer. Denn es will und will nicht funktionieren. Anstatt der erhofften Kündigungsbestätigung trudelt alle vier Wochen ein brandneuer Newsletter der Schaubühne bei mir ein, und jedes Mal, beharrlich und ausdauernd, antworte ich mit einer leeren E-Mail an noschaubuehnenewsletter@schaubuehne.de.
Vor einiger Zeit erreichte mich aber eine eher ungewöhnliche, wenn auch seltsam vertraute E-Mail, die ich mir bis jetzt noch nicht so recht zu erklären weiß.

16. September – 23.36 Uhr
hallo
ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock

Das Problem daran: Ich bin weder die Schaubühne, noch kenne ich einen Thorsten. Zumindest keinen Thorsten Bock. Einen Augenblick lang überlegte ich, ihm zu antworten oder die E-Mail einfach an noschaubuehnenewsletter@schaubuehne.de weiterzuleiten. Aber dann beschloss ich, die Angelegenheit einfach auf sich beruhen zu lassen, und ging zu Bett.
Als ich aber am nächsten Morgen meinen Rechner hochfuhr und mein E-Mail-Programm öffnete, fand ich nach einer halben Stunde des Herunterladens über 260 E-Mails in meinem Postfach. Hier eine kleine Auswahl:

1
Liebe Schaubühnen-Verwaltung,
irgendwie ist die nachfolgende Nachricht in meinem Postfach gelandet.
MfG
Carsten Konrad
-
hallo
ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock
2
Sehr geehrte Damen und Herren,
wie kann es denn zu so einem Irrläufer in Ihrem System kommen???
Mit besten Grüßen,
Karina Haupt
-
hallo
ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock
3
Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte nehmen Sie sich ENDLICH der folgenden Angelegenheit an.
Leicht genervt,
Hans-Peter Ricke
-
Liebe Schaubühnen-Verwaltung,
irgendwie ist die nachfolgende Nachricht in meinem Postfach gelandet.
MfG
Carsten Konrad
-
hallo
ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock
4
Sehr geehrte Damen und Herren, könnten Sie das abstellen, bitte? Ich erhalte hier laufend diese E-Mails!
Kornelia Hummel
-
hallo
ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne mehr zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock
5
Hallo,
ich habe hier 16 E-Mails von mir völlig unbekannten Leuten im Posteingang, die entweder alle ihren Newsletter kündigen wollen oder sich darüber beschweren, dass ihnen Kündigungen anderer Leute zugemailt wurden. Was soll das denn bitte sein, frage ich mich. So ein nachlässiger Umgang mit Kundendaten geht aber nicht! Ich lösch das jetzt mal und hoffe auf ein einmaliges Versehen!
MfG
Barbara Goll
6
Liebe Barbara Goll,
16 E-Mails? Du Glückliche! Ich habe hier Hunderte.
Schönen Gruß
Kornelia Hummel
7
Hunderte? Du Arme. Jemand sollte endlich mal etwas dagegen unternehmen. Warum passiert denn da nichts? Übrigens: Ich kannte mal eine Anne-Marie Hummel. Gibt es da vielleicht irgendwelche Verwandtschaftsverhältnisse?
Lieben Gruß
Barbara Goll
8
hallo,
ich möchte fortan keinen newsletter der schaubühne und auch keine e-mails von KORNELIA HUMMEL oder BARBARA GOLL mehr zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock UND ihr konstantin schiller
9
Mein Name ist Günther, ich bin 58 Jahre alt, jünger aussehend, liebevoll und gebildet. Ich suche auf diesem Wege eine Frau, mit der ich meinen Lebensabend teilen kann. Wenn für dich das Aussehen und die finanzielle Situation zweitrangig sind und du meine Vorliebe für Modellsegelboote und Tierpräparate teilen kannst, dann melde dich!
10
Mein Name ist Selma Gülkalan, und ich grüße den Murat und die ganze 7c.
11
Hundewelpen günstig abzugeben. Mischlinge aus eigener Zucht. Acht Wochen alt, alle geimpft. Näheres unter www.hundewelpenschaubuehne.de
12
Sind Sie auf der Suche nach einem sicheren und natürlichen Weg, Ihren Penis dauerhaft zu verlängern?
Dann schicken Sie einfach eine E-Mail an noschaubuehnenewsletter@schaubuehne.de
13
Heiße willige Schlampen über 50 warten auf dich. Nur in der Schaubühne am Lehniner Platz.
14
hallo,
ich habe meine meinung geändert und möchte fortan doch wieder den newsletter der schaubühne zugeschickt bekommen.
vielen dank und weiterhin gute arbeit!
ihr thorsten bock

Das Ding aus einer anderen Welt

Es gibt Leute, die studieren Design. Die heißen Dennis oder Christian. So wie Christian und Dennis. Die heißen Dennis und Christian, weil sie 1979 geboren wurden und Dennis und Christian 1979 die beliebtesten Vornamen Deutschlands waren.
Dennis und Christian wohnen im Friedrichshain, und weil sie nicht nur im selben Jahr, sondern auch noch am selben Tag geboren wurden – der Dennis und der Christian –, stehe ich jetzt hier in einer Designerwohnung im Friedrichshain, die entweder Dennis oder Christian gehört, und bin seit einer halben Stunde in eine intensive Konversation mit meinem Bier vertieft, während ich rhetorisch einwandfreien Partygesprächen lausche. Über gebürstete Bauhaus-Türklinken zum Beispiel und ob es für die Harmonie eines Raumes denn besser sei, ihn in »Mausgrau«, »Römisch Umbra« oder »Eierschale« zu streichen. Ich nehme noch ein Schluck von meinem Bier, einen tiefen.
Ich bin übrigens der einzige, der Bier trinkt, weil Dennis und Christian eifrig damit beschäftigt sind, jedem, der sich selbst durch die Tür hineindesignt, einen selbstgemixten Cocktail mit Zuckerrand in die Hand zu drücken. So wie Anna-Lena, die hat einen Mojito in der Hand und den Zuckerrand in ihrem Mundwinkel. Anna-Lena studiert Wirtschaftskommunikation. Das hat sie mir nicht gesagt, aber das sieht man. Genau genommen ist sie schon die dritte Anna-Lena, die mich an diesem Abend anquatscht. Ihre Vorgängerin war mir ziemlich unsympathisch, aber weil die neue Anna-Lena jeden ihrer Sätze mit »Meiner Meinung nach« anfängt und dann doch nur Die Zeit von vorgestern rezitiert, werde ich auch mit ihr nicht richtig warm und nippe beharrlich an meinem Bier.
»Also meiner Meinung nach wird Kafka unheimlich überschätzt. Dieses Samsa’sche Dilemma, in einen Käfer verwandelt zu werden, hat doch in einer postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft überhaupt keinen Wert mehr«, sagt Anna-Lena. Wenn ich es mir genau überlege, ist sie noch ein kleines bisschen schlimmer als Anna-Lena Nummer zwei.
Seitdem sie mit mir redet, bin ich in einen tiefen Hospitalismus verfallen. Jedes Mal, wenn sie einen Satz beendet hat, nicke ich ihr halbherzig zu und nippe an meinem Bier, immer im Wechsel. Das geht seit gefühlten Stunden so. Irgendwann aber wird Anna-Lena ihre Selbstdarstellerei dann doch ein bisschen zu doof, so dass sie aus einer unangenehmen Stille heraus zu fragen beginnt. Ob ich auch hier im Kiez wohne zum Beispiel. Ich muss erleichtert lachen. Ich weiß ja auch, was kommt, und sage ihr, dass ich im Wedding wohne. Jetzt lacht sie. Wenn man Leuten in Friedrichshain, Kreuzberg, Prenzlauer Berg, Steglitz, Hannover oder Zehlendorf erzählt, dass man im Wedding wohnt, finden die das immer fürchterlich lustig. Es scheint für Friedrichshainer und Konsorten die natürliche Reaktion zu sein. Wahrscheinlich ist es ein bisschen so, als wollte mir jemand weißmachen, in Königs Wusterhausen zu wohnen, in Hannover oder Zehlendorf, da kriegte ich mich bestimmt auch nicht mehr ein vor Lachen. Das hat jetzt bestimmt eine halbe Minute gedauert, dass ich das gedacht habe. Anna-Lena aber lacht immer noch. Vielleicht gehe ich noch mal schnell aufs Klo, bevor sie merkt, dass ich es ernst meine, oder hole mir ein neues Bier aus dem kleinen Bulthaup-Kühlschrank im Wohnzimmer, der fast genauso aussieht wie die Bang & Olufsen-Stereoanlage.
Wenn die Friedrichshainer aufhören zu lachen und ahnen, dass man es wirklich ernst meint mit dem Wedding, hat man meistens ganz schnell wieder seine Ruhe. Anna-Lena aber wird ganz fürchterlich neugierig. Wie ich denn dazu komme, im Wedding zu wohnen, will sie wissen, und ob das nicht fürchterlich gräulich sei, »also gräulich wie die Farbe.« – »Ach, eigentlich gefällt’s mir da ganz gut«, sage ich. »Ich bin da irgendwie gestrandet.«
An »irgendwie« glaubt Anna-Lena aber nicht, sagt sie. Das hätte sie nie getan. »Inwieweit, denkst du denn, bist du der Wedding?« Anna-Lena war früher auf einer Waldorfschule. Die möchten immer wissen, inwieweit man ein Stadtteil ist oder eine Farbe. Aber was erwartet man auch von Menschen, die ihren Namen tanzen können?
Anna-Lena habe ich jetzt ein bisschen heiß gemacht. Während ich versuche, auf ihre Wedding-Frage zu antworten und etwas von Jogginghosen und regelmäßigem Duschen erzähle, schart sich eine kleine Gruppe von Partygästen um uns herum, um einen Blick auf das Weddinger Kuriosum zu werfen. »Dennis und Christian sind geschwätzige Bastarde«, denke ich. Anna-Lena legt unterdessen mit einer fast pathologischen Neugier den Weddinger in mir frei oder versucht vielmehr, Dinge in mir zu finden, die auf ihre Definition eines Weddingers zutreffen könnten.
Nach ein paar Minuten sieht man vor lauter Leuten den eigenen Verstand nicht mehr vor Augen. Da stehen sie jetzt um uns herum: ein Dutzend H & M-Individualisten. Es dauert nicht lange, bis die ersten in unsere Unterhaltung einsteigen und anfangen zu erzählen: von irgendeiner Steffi, die mal im Wedding gewohnt hat, von einem Loft in der Soldiner Straße, wie günstig die Mieten sind und wie »erfrischend« pro­letarisch die Bevölkerung. Ein Typ namens Jonas will wissen, was der Quadratmeter Miete kostet, und weil ich alles andere als gut im Kopfrechnen bin, stammle ich etwas von 59 Cent. Kurzzeitig ist man aus dem Häuschen. Dann muss ich mich korrigieren: »Ich zahle 380 warm«, sage ich. Die Stimmung sinkt zurück auf null. »Und wie groß ist deine Wohnung?« fragt Jonas. »69 Quadratmeter«, sage ich und wieder ist man aus dem Häuschen: Geraune, Gebrabbel, Gefriedrichshaine.
»Ich habe mir in der Pankstraße mal eine Wohnung in einem besetzten Haus angeschaut«, dringt es aus der zweiten Reihe. Wie viele Mo­jitos man wohl trinken muss, um der ernsthaften Überzeugung zu sein, es gäbe in der Pankstraße besetzte Häuser. Von wem denn bitte? Einer anatolisch-lesbischen Kommune 1?
Das Interesse an meiner Person oder dem, was ich seit 20 Minuten zu vertreten gezwungen werde, wird immer größer. »Der Wedding kommt ja auch!« wirft Anna-Lena ein. Jeder, der im Wedding wohnt, wird es für wesentlich wahrscheinlicher halten, dass alle 80 000 Weddinger in ihrer Gesamtheit einen Orgasmus erleben, als jemals Bewohner eines In-Bezirks zu werden. Allmählich nehmen die Gespräche über meine Wahlheimat ein beunruhigendes Maß an Ernsthaftigkeit an. Ich habe ein wenig Sorge davor, dass Anna-Lena und Jonas nach dem nächsten Mojito übereinander herfallen, kopulieren und mit ihrer frisch gebackenen Klein­familie aus Thorbens, Lottes und Annikas in den Wedding ziehen möchten.
»Vielleicht werdet ihr ja der neue Friedrichshain«, sagt Jonas, und ich lache. Ich lache laut auf, als gäbe es keinen abwegigeren Gedanken und ein bisschen, als hinge mein Leben davon ab. Aber sie durchschauen mich. Ihre Designerblicke erkennen das schwitzige Glitzern auf meiner Stirn, den angsterfüllten Ausdruck in meinen Augen. Und ich habe Angst. Panische Angst! Um den Typen, der einem immer Gras andrehen will, während er in unseren Hausflur pinkelt; um meinen Hauswart, der nur grüßt, wenn er morgens besoffen aus dem »See-Tank« stolpert; um den Libanesen von gegenüber, bei dem ich mich nicht traue einzukaufen; meine Nachbarn, die jeden Klingelton als Maxi-Single haben, und um »Fränkels Fleischimbiss« in der Müllerhalle, bei dem man zu jeder Bulette einen Stamm Colibakterien gratis dazubekommt. Ich habe Angst, dass die Kinder in meinem Hof nicht mehr mit Schnee, Scheiße und Müll nach einem werfen, sondern kleine Arierkinder mich im Vorübergehen um etwas Mehl und Zucker bitten, weil sie im neuen Kinderladen um die Ecke einen Toleranzkuchen backen möchten. Ich habe Angst, dass im Töpferladen in meiner Straße ein Zentrum für multikulturelle Verständigung aufmacht und Tante Elli ihre Kneipe in Ella umbenennt und nur noch ayurvedische Küche aus der südlichen Bretagne anbietet, dass im alten Möbelladen an der Ecke ein Deli aufmacht, ich im Kiosk gegenüber nur noch die Neon, Spex und Bionade bekomme und die ­Lüderitzstraße die verdammte neue Simon-Dach-Straße wird.
»Ach!« sage ich. »Meiner Meinung nach wird der Wedding ohnehin überschätzt. Diese beharrliche Erwartung eines umbrechenden urban-kulturellen Aufstiegs hat seit der Berliner Bezirksreform doch überhaupt keinen Wert mehr. Seitdem wir zu Mitte gehören, ist es doch schleichend schon fast ein bisschen pastellig geworden.« Ratloses Schweigen. »Was meinst du denn mit ›pastellig‹?« will Anna-Lena wissen. »So kontrastlos eben! Diese Galerie in der Schererstraße, das Yogazentrum in der Togostraße, die neue Shisha-Bar in der Brüsseler, die Lesebühne in der Oudenarder, überall Sushi, Latte Macchiato und Club-Mate, und in der Kameruner Straße gibt es sogar einen Bio-Supermarkt.«
Auf einmal steht Anna-Lena wieder ganz alleine neben mir. Hospitalistisch nickt sie mir zu, schaut umher und nippt beharrlich an ihrem Mojito. Gleich wird sie behaupten, mal aufs Klo zu müssen, dann schnappe ich meine Sachen und fahre nach Hause. Nach Hause in den Wedding.

Denn sie wissen nicht, was sie tun

Zu meinen größten Leidenschaften gehört es, fremde Menschen beim Umziehen zu beobachten. Dabei macht es für mich kaum einen Unterschied, ob es sich um das Wechseln der Kleidung oder um das Wechseln des Wohnortes handelt. Womit ich aber keineswegs andeuten möchte, dass ich beidem mit gleicher Leidenschaft nachgehe. Nur wenige Menschen sind es wert, beim Umziehen beobachtet zu werden – beim Umziehen der Garderobe. Die Anzahl jener Menschen, die sich auf eine anregende Art ausziehen, ist dabei wesentlich geringer als die Anzahl jener Menschen, die wissen, wie man sich auf mitreißende Weise wieder anzieht. Zudem steht zwischem dem Aus- und Anzug ein Zustand des Unangezogenseins. Was nur in wenigen Fällen wirklich anziehend ist. Vielleicht ist darin auch die Ursache zu finden, dass das Umziehen meistens nicht in der Öffentlichkeit geschieht, sondern vornehmlich in geschlossenen Räumlichkeiten stattfindet. Wohingegen die Dimensionen des gewöhnlichen deutschen Umzugs in geschlossenen Räumlichkeiten allenfalls ihren Anfang bzw. ihr Ende nehmen. Ich, als Sprössling einer emigrierten polnischen Groß­familie, finde es übrigens wichtig, von einem »Deutschem Umzug« zu sprechen. Dies wird ­jeder nachvollziehen können, der die eklatanten Unterschiede anderer Nationen, was ihre Fähigkeit des Umziehens anbelangt, vor seinem inneren Auge gegenüberstellen kann. Allen anderen sei ein Beispiel dargeboten: Der gewöhnliche polnische Familienvater zieht alleine um. Lediglich unter der Zuhilfenahme einer Sackkarre, eines Dachgepäckträgers und eines alten Opel Kadett, Baujahr ’86. Der gewöhnliche Chinese dagegen legt keinen großen Wert auf ein automatisiertes Transportmittel. Er gibt sich schon mit 86 anderen Chinesen zufrieden. Sollte dabei die Distanz den chinesischen Durchschnitt von sieben Straßenzügen überschreiten, so bedient sich der Chinese des öffentlichen Nahverkehrs. Sowohl der Pole als auch der Chinese sind dabei zu gewissen Verlusten bereit. Der Pole in Hinsicht auf seinen Hausrat, der Chinese in Hinsicht auf seine Volksgenossen.
Zu beiden Seiten des Urals wird dabei mit voller Inbrunst umgezogen, was beim gewöhnlichen Polen oft schon an persönliche Dummheit grenzt, beim Chinesen an eine kollektive Missachtung der allgemeinen Menschenwürde. Aber auch der gewöhnliche Deutsche ist in seinen speditativen Fähigkeiten nicht gerade mit Übermenschlichkeit gesegnet. Während die nationale Geschicklichkeit des ästhetischen An- und wieder Auskleidens von starken Schwankungen und einem noch stärkeren Gefälle geprägt ist, halten sich die Fachkenntnisse beim Wechseln des Wohnortes die Waage. Hier herrscht sowohl im Einzug als auch im Auszug eine völlige Unbegabtheit. Besonders erstaunlich ist, dass bei einem Auszug mit anschließendem Einzug keinerlei Lernfortschritte zu erkennen sind.
Gelegentlich begegnen mir Menschen, die nach ihrem dritten oder vierten Bier anfangen, von der Intelligenz der Massen zu philosophieren. Derartige Phantasten dürfen mich gern mal auf einer meiner Beobachtungstouren begleiten. Besonders an einem Sonntagnachmittag findet sich in jedem Straßenzug Berlins mindestens ein Beleg dafür, dass Schwarmintelligenz keine allzu menschliche Eigenschaft ist. Und alles, was es dazu bedarf, ist eine Wohnung im vierten Stock, eine Waschmaschine und vier bis sieben junge Männer, die alle etwas mit Medien gelernt haben.
Nun verhält es sich mit der Intelligenz der Massen wie mit dem Lecken des eigenen Ellenbogens. Die meisten Menschen wissen, dass es nahezu unmöglich ist, und trotzdem denken gerade 73 Prozent aller Leser dieses Textes darüber nach, es unauffällig auszuprobieren. Besonders Männer scheinen sehr dazu zu neigen, ­Herausforderungen, die ein geistesklarer Mensch umstandslos alleine erledigen könnte, lieber in Schwärmen zu lösen. Das ist ein sehr häufig auftretendes Phänomen in unserer patriarchalen Gesellschaft. Sei es das Auswechseln eines Autoreifens, das Konfigurieren eines WLAN-Routers oder das Anzünden eines Holzkohlegrills für 19,95 Euro. Besonders letzteres vermag die meisten Männer stundenlang zu beschäftigen. Ich persönlich bin seit einiger Zeit der festen Überzeugung, dass eine nur sehr geringe Anzahl an Holzkohlegrills durchaus genügt hätte, den Ersten Weltkrieg zu verhindern.
Das häufigste Beispiel der männlichen Affinität dazu, eine kleine alltägliche Herausforderung in Schwärmen zu lösen, ist dagegen das Beladen eines Umzugswagens. Nicht vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich, sondern vor einem Pritschenwagen von Robben & Wientjes oder Europcar. Alter, Herkunft, Nationalität, gesellschaftlicher Status und religiöse Überzeugung – im Endeffekt wird es immer so aussehen, dass der grobmotorischste Umzögling von allen hilflos auf der Ladefläche steht, während 15 andere aus einer sehr sicheren Entfernung lautstark Kommentare in die Runde werfen.
Auch nach Jahren ist mir dieses Szenario von allen großstädtischen Episoden das liebste geblieben. Und manchmal, hin und wieder, gönne ich mir den Luxus, das verstörende Treiben von einem kleinen rumänischen Bettlerjungen und seinem Akkordeon musikalisch untermalen zu lassen. Denn wenn 15 Naturwissenschaftler Mitte 30 gemeinsam einen Umzugswagen beladen, dann braucht das schon ein bisschen Musik, um zumindest in Ansätzen anmutig auszusehen.

Herr Caycig oder Der Tod steht ihm gut

Seit einem halben Jahr liegt Herr Caycig von nebenan tot in seiner Wohnung. An den Geruch habe ich mich mittlerweile gewöhnt und nutze den unverhofften Stauraum im Hausflur, um mein Fahrrad vor seiner Wohnung abzustellen. Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, in seinem Türrahmen ein paar Regalböden einzuziehen und einige meiner Zimmerpflanzen auszulagern. »So, Herr Caycig! Das bringt doch gleich wieder richtig Leben in die Bude«, würde ich sagen und mir die Nase zuhalten, um dann doch noch ein paar Duftbäumchen durch seinen Briefschlitz zu schieben.
Dass Herr Caycig es ein wenig übertreibt mit dem Herumgammeln, ist bisher noch niemandem aufgefallen. Außer mir natürlich, und sagen wir so: Ich genieße es sehr, einen Nachbarn zu haben, der den Begriff Totenstille zur Abwechslung mal wörtlich nimmt. Es ist nämlich so, dass nicht Platz der eigentliche Luxus des Lebens ist, sondern Ruhe. Da kann ich auch gern darüber hinwegriechen, dass es in meinem Flur immer nach vergorenen Organen müffelt. Übrigens fällt mir gerade auf, dass das Wort »Organe« ein Anagramm zu »Orange« ist. Das passt in diesem Fall ja auch, ganz hervorragend sogar. Also noch mal: Es ist nämlich so, dass nicht Platz der eigentliche Luxus des Lebens ist, sondern Ruhe. Da kann ich auch gern darüber hinwegriechen, dass es in meinem Flur immer nach vergorenen Orangen müffelt. Ob Herr Caycig wirklich allein dafür verantwortlich gemacht werden kann, bezweifle ich allerdings. Sind ja alle nicht so sauber bei mir in der Lüderitzstraße und knusper schon gar nicht.
Gerne zeige ich Besuchern meines Hauses zum Beispiel die Matratze von Frau Bölke. Dazu brauche ich nicht mal einen Zweitschlüssel, denn die Matratze steht ja jeden Tag im Flur. »Boah! Wer stellt denn seine vergammelte Matratze hier in den Flur? Habt ihr keine Mülltonnen, ihr Schweine?« – »Das ist kein Müll«, sage ich. »Die steht hier nur zum Lüften.«
Herr Caycig und Frau Bölke nehmen sich nicht viel, was den Geruch angeht. Das war zu Caycigs Lebzeiten noch anders. Immer wieder rümpfte er die Nase über das sonderbare Nachtlager seiner Nachbarin von unten und jeden Abend, wenn im Flur das Licht anging und ein leises schabendes Geräusch zu hören war, als zerre jemand einen Sack Reis über eine mit Vogelsand bestreute Türschwelle, kam auch Herr Caycig aus seiner Wohnung und brüllte Sachen wie: »Kauf dir mal ein neues Bett, du alte Fotze!«
Nicht immer war Herr Caycig derart herb und vulgär in seiner Ausdrucksweise. Als ich eines Nachmittags zu meiner Wohnung hinaufstieg, fand ich einen Zettel an Frau Nachbarins Matratze geheftet: »Das regelmäßige Benutzen von Seife kann zu gelegentlichem Geschlechtsverkehr führen« stand auf dem Zettel. Ich war beeindruckt. Erst einige Tage später kam mir in den Sinn, dass diese subtile Kritik an Frau Bölkes Körper- und Haushygiene vielleicht eine noch viel subtilere sexuelle Anmache gewesen sein konnte. »Waschen Sie sich endlich, und wir ficken ein bisschen. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Nachbar.« Sollte Herr Caycig etwa eine geheime Obsession für Frau Stinkerchen gehegt haben? Hatten die unsichtbaren Ausdünstungen der von Schweiß, Speichel, Milbenkot und Menschenurin durchtränkten Matratze über all die Wochen und Monate seine Sinne umsalbt, sich wie ranziger Bratfettdunst über seine Geruchsrezeptoren gelegt, und waren die nächtlichen Schimpftiraden nur ein schmerzlicher Ausdruck zwischen einer quälenden Erregung seiner Sinne und der beißenden Frustration eines kontrollierten Verstandes? »Oh meine liebe Frau Bölke. Leben wir nicht in zwei unterschiedlichen Welten, du und ich, die uns Liebende so schmerzlich voneinander trennen? Wie Pyramus und Thisbe, Romeo und Julia, Polen und der Rest ­Europas? Zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten? Ich in einer Welt der Hygiene und du nur in deiner Wohnung?«
Soweit ich das nachvollziehen kann, ist es nie zu einem Stelldichein gekommen. Frau Bölke lässt ihre Körperflüssigkeiten wie eh und je in ihre Gefahrengutmatratze sickern, während Herr Caycig tot in seiner Wohnung liegt und in aller seelenlosen Ruhe seinen Fußboden imprägniert. Wie gesagt: Seit einem halben Jahr geht das so und während die optische Erinnerung an Herrn Caycig langsam in mir verblasst, man könnte auch sagen, mehr und mehr durch eine olfaktorische Erinnerung ersetzt wird, will mir sein Matratzenkommentar nicht mehr aus dem Kopf gehen. »Das regelmäßige Benutzen von Seife kann zu gelegentlichem Geschlechtsverkehr führen.« War es wirklich so einfach? Seit zehn Jahren lebe ich im Wedding und seit zehn Jahren versuche ich, das Wesen dieses Stadtteils in seiner Essenz in mich aufzunehmen. »Das regelmäßige Benutzen von Seife.«  …  Genau so war es. Wer sich gewaschen hat, darf Liebe machen. Wenn Berlin »arm, aber sexy« war, dann war der Wedding »schmutzig, aber ungefickt«. Ich wollte es von den Dächern schreien: »Wer sauber ist im Schritt, der darf ihn auch benutzen.« Am Leopoldplatz, beim Burger King, würde ich einem der weiblichen Alkis meinen Arm um die Schultern legen und sagen: »So muss eine Achsel riechen, dann klappt’s auch mit dem Nachbarn.« Ich würde Flugzettel über Intimhygiene im Lidl verteilen, Deopröbchen im türkischen Supermarkt und aus jedem Leergutautomaten kämen keine Pfandbons mehr, sondern Gutscheine für Zahnpasta und Seife, und wenn einer kommt und mich schlagen will, dann sage ich: »Nein, nein, mein Lieber. Ich wohne hier. Ich darf das. Ich habe ihn gerochen, den Wedding, und wer ihn nicht gerochen hat, der hat ihn nicht erlebt, der hat ihn nicht begriffen, der weiß nicht, was es heißt, ein Weddinger zu sein.«

Ich hab noch eine Wohnung in Berlin

Seit einem halben Jahr versuche ich angestrengt, einen Nachmieter für meine alte Wohnung zu finden. Vergeblich. Studenten-WG, WG-gesucht, ImmobilienScout24 – nichts davon konnte mir den passenden Zwischenmieter bescheren. So wurde es an der Zeit, einen etwas anderen Kurs zu fahren:

(Ein Telefon klingelt.)
Ich: Bokowski, guten Tag.
Frau Schwanitz: Guten Tag, Herr Bokowski. Hier ist Frau Schwanitz von der Deutschen Bank. Es geht um Ihr Angebot aus dem aktuellen Handelsblatt.
Ich: Ja?
Frau Schwanitz: Um genau zu sein, um den Selbsterfahrungskurs für leitende Angestellte.
Ich: Ah ja. Für welches Angebot interessieren Sie sich denn?
Frau Schwanitz: Herr Ackermann dachte an das Angebot Vier Wochen Unterschicht.
Ich: Ah. Sie meinen die Berliner Unterschichtenwohnung!
Frau Schwanitz: Ja. Genau. In Berlin-Neukölln.
Ich: Oh. Neukölln? Das tut mir leid. Das Angebot Neukölln ist zurzeit leider vergriffen.
Frau Schwanitz: Ach, wie schade. Haben Sie denn noch etwas Vergleichbares im Angebot?
Ich: Ja, lassen Sie mich mal nachschauen. An wie viele Teilnehmer dachten Sie denn?
Frau Schwanitz: Das wären von unserer Seite sechs leitende Angestellte und zwei Mitglieder aus dem Vorstand.
Ich: Acht also. Ja, lassen Sie mich nachschauen. Vier Wochen Unterschichtenwohnung, Berlin-Neukölln – hier steht’s nochmal –, ist bereits belegt, Marzahn ist gerade nicht bezugsfertig. Ach ja! Da hätten wir ja noch was: Vier Wochen Unterschichtenwohnung in Berlin-Wedding.
Frau Schwanitz: Ja, Wedding! Das klingt doch gut.
Ich: Das wäre eine Zweizimmerwohnung im Hinterhaus. Leider mit Wannenbad.
Frau Schwanitz: Wannenbad!?
Ich: Ja. Wannenbad. Aber keine Sorge, natürlich mit Schimmel und Außenklo.
Frau Schwanitz: Sehr schön.
Ich: Wir hätten wahlweise Ausblick auf den betonierten Hinterhof oder Brandwand im Angebot.
Frau Schwanitz: Brandwand bitte.
Ich: Brandwand also. Schöne Wahl. 64 Quadratmeter. Mit Einbauküche?
Frau Schwanitz: Einbauküche?
Ich: Ja. Wir hätten noch eine fettige Einbauküche in Eiche rustikal, mit Holzwurmbefall und Fäkalien im Unterbau.
Frau Schwanitz: Ja. Das klingt doch gut. Aber 64 Quadratmeter? Glauben Sie nicht, dass das noch ein bisschen zu groß ist für nur acht Teilnehmer?
Ich: Gar kein Problem. Wie wäre es mit einem Untermieter?
Frau Schwanitz: Untermieter?
Ich: Wir hätten da das Standardpaket mit zwei polnischen Gastarbeitern oder, wenn Sie möchten, das Komfortpaket.
Frau Schwanitz: Was beinhaltet das denn?
Ich: Das umfasst eine original rumänische Bettlerfamilie: zwei Männer, vier Frauen, sieben Kinder, und für nur fünf Euro mehr pro Woche gibt es noch eine Tuberkulose-Flatrate dazu.
Frau Schwanitz: Vielleicht doch lieber die polnischen Gastarbeiter. Gehen die auch mit Tuberkulose?
Ich: Das wird auf die Schnelle schwierig zu bekommen sein. Aber wie wäre es denn mit russischen Gastarbeitern? Da ist das mit der Tuberkulose meistens schon mit drin.
Frau Schwanitz: Gern. Gibt es sonst noch irgendwelche Anforderungen?
Ich: Wir bräuchten eine Mietschuldenfreiheitsbescheinigung des Vormieters und die kopierten Personalausweise aller Teilnehmer.
Frau Schwanitz: Was ist mit der Schufa?
Ich: Kommt drauf an. Hat Herr Ackermann einen Wohnberechtigungsschein?
Frau Schwanitz: Ich fürchte nicht.
Ich: Ja, dann würden wir gegen eine Gebühr von 220 Euro eine Schufa-Auskunft einholen.
Frau Schwanitz: Einverstanden.
Ich: Möchten Sie noch einen Besichtigungstermin ausmachen?
Frau Schwanitz: Nein, ich glaube nicht.
Ich: Es versteht sich übrigens von selbst, dass sowohl bei Einzug als auch bei Auszug tapeziert und gemalert werden muss, ja?
Frau Schwanitz: Selbstverständlich. Der Monatspreis lag bei wie viel noch gleich?
Ich: Der Quadratmeterpreis liegt derzeit bei 4,66 Euro, plus den Zuschlag für Besserverdiener, macht eine Monatsmiete von 1 824 Euro. Staffelmiete.
Frau Schwanitz: Herr Ackermann wollte sich noch erkundigen, ob es für seine Mitarbeiter auch ein Unterhaltungsprogramm gibt.
Ich: Ja, natürlich! Es gibt eine DVBT-Box. Vorprogrammiert sind RTL, Sat 1, Vox und RTL 2. Die funktioniert aber nur, wenn mindestens drei Personen sie gleichzeitig aus dem Fenster halten. Dann hätten wir noch das Musikprogramm der Nachbarn aus dem Seitenflügel. Jeden Tag von etwa neun Uhr morgens bis drei Uhr nachts. Wir hätten eine Tagesfahrt in die Arbeitsagentur Berlin-Mitte anzubieten, und als besondere Überraschung kommt in der zweiten oder dritten Woche die Kriminalpolizei: Verdacht auf Cannabisanbau.
Frau Schwanitz: Das ist aber in der Gesamtmiete bereits enthalten?
Ich: Selbstverständlich. Gegen einen kleinen Aufpreis bieten wir für die letzte Woche auch noch ein ganz hübsches Abschlussszenario an.
Frau Schwanitz: Was wäre das?
Ich: Das wäre eine Gas-Nachzahlung in Höhe von 1 176 Euro, die Leiche eines toten Nachbarn in der Zwischendecke und, wenn Sie möchten, eine Gewalttat im Hauseingang.
Frau Schwanitz: Raubmord?
Ich: Nein, nein. Nur ein Überfall mit Stichwaffe – oder Schlagring.
Frau Schwanitz: Schlagring vielleicht.
Ich: Gern. Gegen wen?
Frau Schwanitz: Ach, das ist eigentlich egal. Wobei – unter uns – es gibt ja keinen Weihnachtszuschlag dieses Jahr. Das hat sich bestimmt der Josef ausgedacht. Dann aber ruhig Raubüberfall mit Stichwaffe.
Ich: Kein Problem. Gut. Dann hätten wir ja alles! Ich fasse noch mal zusammen: Sie buchen den Selbsterfahrungsaufenthalt in einer Zweizimmerunterschichtenwohnung in Berlin-Wedding. Das wären 64 Quadratmeter mit Wannenbad, Gas­etagenheizung defekt und Außenklo. Mit Blick auf Brandwand. Dazu das Zwischenmieter-Basispaket russische Gastarbeiter mit Tuberkulose plus unser Abschlussszenario Überfall mit Stichwaffe für insgesamt 5 144 Euro. Zahlen sie bar oder per Überweisung?
Frau Schwanitz: Per Überweisung bitte.
Ich: Dann aber in Raten über zwölf Monate mit einem Zinssatz von 24 Prozent.
Frau Schwanitz: Gerne.
Ich: Gut. Das war’s dann schon. Dann sehen wir uns zur Übergabe am nächsten Montag.
Frau Schwanitz: Vielen Dank, Herr Bokowski.
Ich: Aber gerne doch, Frau Schwanitz.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus: Paul Bokowski: Hauptsache nichts mit Menschen. ­Satyr-Verlag, Berlin 2012. 160 Seiten, 11,90 Euro. Das Buch erscheint dieser Tage.