Eine Kindheit mit Conan

Um den Horror der männlichen Pubertät in einer patriarchalen Gesellschaft geht es in dem autobiographischen Coming-of-Age-Comic »Meine Beschneidung« von Riad Sattouf. Geboren wurde der Zeichner, Filmemacher und Musiker in Paris, seine Kindheit verbrachte er in Alge­rien, Libyen und Syrien. Regelmäßig zeichnet Sattouf für das Satiremagazin Charlie Hebdo. Für seinen Debütfilm »Jungs bleiben Jungs« erhielt er 2004 den César in der Kategorie »Erstlingswerk«.
Aus der Kinderperspektive schaut Sattouf auf die mysteriöse, oft brutale Welt der Erwachsenen. Es gibt »Rüssel« und »Champignons«. Rüssel sind hässlich, Champignons sind das Ideal. Riad ist acht und schämt sich für seinen Penis, der anders ist als der anderer Jungen. Genauso quälend wie seine Scham aber ist die Angst vor der Beschneidung. Ohne die aber wird aus dem Rüssel kein Champignon. Ort der grausamen Kindheitserfahrungen ist ein Dorf in Syrien. Tradition, Religion und Antisemitismus bestimmen den Alltag. Nicht normal zu sein, bedeutet hier, »Israeli« zu sein. Die Moderne ist nur in ihrer stumpfesten Form anwesend, das Video des Films »Conan der Barbar« schauen sich die Alten immer wieder an. Erzählt wird die Geschichte in rohen Bildern und wenigen Worten. Vom Zeichenstil her erinnert der Comic bisweilen zwar an ein Kinderbuch. Allerdings an eines, das drastisch und beklemmend ist und keine tröstenden Worte kennt.

Riad Sattouf: Meine Beschneidung. Reprodukt, Berlin 2011, 100 Seiten, 14 Euro