Tage wie diese

Dieses Jahr könnte ein gutes werden, dachte ich noch vor ein paar Tagen. Das Budget schien sogar für einen Urlaub zu reichen, zum ersten Mal seit einer Ewigkeit. Dass die Hoffnung trügerisch war, kündigte sich mit merkwürdigen Geräuschen an. Die Lampe summte, der Rechner brummte, die Tür zum Hinterhof quietschte. Dann kam der Morgen, als es nach dem Betätigen des Lichtschalters lautstark knallte, eine Sekunde später prasselte meine Lampe als Scherbenregen vor mir nieder.
Das war der Auftakt für den Showdown, der folgen sollte. Wenige Stunden später gab mein Rechner den Geist auf, kurz darauf verabschiedete sich der Akku meines Handys. Am nächsten Morgen flatterte ein Schreiben von der Hausverwaltung durch den Briefschlitz, das eine saftige Mieterhöhung ankündigte. Einen Tag später war mein Fahrrad vom Hinterhof verschwunden. Nach der Rückkehr in die Wohnung hätte ich gerne mein Mobiliar zertrümmert. Auf diesen wohltuenden Verlust der Affektkontrolle zum Aggressionsabbau musste ich aus finanziellen Gründen natürlich verzichten.
Tage wie diese braucht niemand, aber es gibt Unterschiede: Leute mit Geld haben die Verkettung unglücklicher Umstände nach ein paar Wochen vergessen. Sie fahren bald mit einem neuen Fahrrad zur Arbeit, freuen sich über den neuen Rechner mit mehr Speicherkapazität und lernen ihr neues Smartphone zu schätzen. Für Leute ohne Geld beginnt ein Jahr mit sehr viel mehr Arbeit, aber ohne Urlaub. Das Budget hätte für eine Woche am Meer gereicht, aber nicht für drei Tage wie diese.