Buy yourself another life

Berlin Beatet Bestes. Folge 142. Andy Fisher: Computer Nr. 9 (1966).

Diese Kolumne zu schreiben, bringt eigentlich nicht viel ein. Nicht viel Geld, wenig Ruhm und schon gar keinen Buchdeal. Mir ist das ganz recht, denn ich schreibe in erster Linie zu meinem Vergnügen und über Dinge, die mich interessieren. Schallplatten und die Musik, die ich auf ihnen entdecke. Und ich bekomme sogar Gelegenheit, mich darüber auszubreiten, was ich sonst so erlebe und empfinde.
Unlängst schrieb ich zum Beispiel über meinen Computer, der so nervend laut ist, dass man ihn schon unten auf der Straße hört. Und darüber, wie quälend es ist, an ihm zu arbeiten. Mein Text erregte offensichtlich Mitleid, denn einen Tag, nachdem er veröffentlicht war, erhielt ich eine Mail von einem Leser, der mir sein altes Laptop anbot. Fröhlich nahm ich das Angebot an. Gestern trug dann ein Paketbote einen riesigen Karton zu uns in den vierten Stock. Es enthielt einen Computer samt allerlei Zubehör. Und sechs Tafeln feinster Schweizer Schokolade! Wie nett! Neugierig baute meine Freundin den Computer auf und machte ihn an. Sie: »Na, hörst du was?« Ich: »Nee, was denn?« Sie: »Nichts!«
Tatsächlich ist der neue Computer zwar alt und ziemlich schwer, dafür aber total leise. ­Super!
Dies ist also mein dritter Computer. Ich musste an den Song »Computer Nr. 9« von An­dy Fi­sher denken. Mit der A-Seite der herrlichen deutsch-englischen Novelty-Nummer »Mr. Cannibal« erreichte Andy Fisher 1966 Platz 21 der deutschen Charts. Wegen des einwandfreien britischen Akzents hielt ich Andy Fisher immer für einen Engländer. Eigentlich heißt Andy aber Johnny Fisher und wurde 1930 in Wien als Kind jüdischer Eltern geboren. 1939 konnte er mit einem der letzten Kindertransporte fliehen und wuchs in England auf. Und eigentlich ist Johnny Fisher auch Jazzmusiker. Als Bassist spielte er bereits Mitte der fünfziger Jahre in den Bandsvon Kurt Edelhagen und Hans Koller. In den Siebzigern war er Manager von Konstantin Wecker und produzierte Alben mit Jürgen von der Lippe und Hans Dieter Hüsch.
»Yellow blue bird – shaving lotion/Chicken farmers – sex promotion/I’m the greatest – in the sunshine/That’s the love song by computer no. 9/Automatic – philharmonic/Antistatic – electronic/Supersonic – telephone line/That’s the love song by computer no. 9/Sexy hexy – nice’n’easy/Ochsenpfeffer – five by five/Playboy party – girls are busy/Rent a car – then buy yourself another life/Televi­sion – intermission/Love tradition – in the kitchen/There is no sense – in this nonsense/It’s a love song by computer no.9/Boogie Woogie – tax inspector/Greenback dollar – Sauerkraut/Hippocratic – lie detector/Give the order to a jet plane – twist and shout/Misses Miller – surfing thriller/Meet your killer in Manila/See you later – alligator/Were the last words of computer no. 9.«