Keine Freundin

Man hätte es doch merken müssen. Warum bloß hat man nicht genauer recherchiert? So oder so ähnlich lauten die von Selbstvorwürfen geprägten Kommentare amerikanischer Sportreporter – und nein, es geht nicht um den Ex-Radsportler Lance Armstrong, sondern um einen 21 Jahre alten Nachwuchs-Footballspieler, der vermutlich einem Hoax zum Opfer gefallen ist.
Die Geschichte von Manti Te’o und die seiner angeblich bei einem Autounfall schwer verletzten und später an Krebs erkrankten Freundin hatte monatelang für Schlagzeilen gesorgt. Dass die Oma des Sportlers und die junge Frau schließlich am gleichen Tag gestorben sein sollen, sorgte entsprechend für noch mehr medialen Wirbel. Nun allerdings kam heraus: Diese Freundin hat es nie gegeben. Ihr Twitter-Account, ihre Fotos, die Mails – alles erfunden von einem Bekannten Te’os, der bereits in der Vergangenheit durch Lügengeschichten aufgefallen war. Plus, vermutlich, weiteren Beteiligten. Dass der junge Sportler, der als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für eine erfolgreiche Footballkarriere gilt, wirklich viele Monate lang jemanden als Freundin bezeichnete, den es in Wirklichkeit gar nicht gab, können die plötzlich misstrauisch gewordenen US-Journalisten nicht glauben – dabei wäre der College-Absolvent nicht der erste Mensch, der auf eine Fake-Identität hereinfällt und sich nicht vorstellen kann, dass statt der unheimlich netten Person irgendwo ein hohnlachender Idiot am Computer sitzt und mit ihm kommuniziert. Peinlich ist die ganze Story übrigens hauptsächlich für die Journalisten, die allen Ernstes finden, sie hätten das Leben der angeblichen Freundin nachrecherchieren sollen. Im Privatleben einer Studentin herumzuschnüffeln, ist schließlich weit unjournalistischer, als die Dopinggerüchte um einen Radprofi ein paar Jahre früher ernst zu nehmen.