Die Reaktion

Offenbar gibt es neben Veganismus, Vorhäuten und Herrenwitzen noch ein Thema, das für die ganz große Diskursbombe gut ist: HipHop. Wer hätte das geahnt? Jedenfalls haben der Artikel und das Interview zum »Zeckenrap« (4/2013) beachtliche Reaktionen ausgelöst. Auf Facebook kommentiert Anna L.: »Der Artikel ist schon ganz okay, hätte aber an manchen Stellen kritischer ausfallen können: Z. B. waren Freundeskreis eben nicht einfach ›Antifas‹, sondern auch Antizionisten. Hier die genannte Stelle aus dem ›Leg dein Ohr..‹-Song: ›Wir war’n Achtzehn, Antifas mit Intifadaschal und Armyparka‹, und diese Line ist mit Sicherheit nicht selbstkritisch gemeint.« Friederich E. meint: »Zeckenrap gibt es, weil die toys sonst untergehen. Unerträgliches Kindergestammel.« Andie K. schreibt: »Rap ist eben kein Uni-Seminar. Ist doch hübsch, wenn Zecken auch mal eine ordentliche Punchline fab­rizieren – und die ist dann zum Glück nicht immer geschmackssicher ausdifferenziert. Das wär ja auch zum Sterben langweilig.« Und Fellzwerg kritisiert per E-Mail, im Artikel werde »ausgeblendet, dass »auch in den USA die Massen zunächst einmal unpolitischen Rap bejubelten. Auch wird ignoriert, dass die Fantastischen Vier auf ihrer ersten Scheibe zwei, drei politische Texte ablieferten, obzwar eher auf Wutbürgerniveau; und dass sie mit ›Böse‹ viele Jahre vor dem Aufkommen des deutschen Gangsta-Rap diese Spielart karikierten. Doch als Hamburger, der im Umfeld der Absoluten Beginner aufwuchs, regt mich deren Darstellung am meisten auf. Zur linksradikalen Szene gehörten sie nicht? Ihr erster Track, der bekannt wurde, hieß ›Keine‹ und lehnte sich an Slimes ›Bullenschweine‹ an. Auf ihrer ersten Platte finden sich ausschließlich linke Texte, wenngleich nur auf dem Niveau, das Jugendliche nun einmal für gewöhnlich zu bieten haben. Bis auf DJ Mad traf ich alle Mitglieder in der Mitte der Neunziger auf linksradikalen Demos. Mindestens ein Mitglied war zwei, drei Jahre bei der Antifa. Was muss jemand noch getan haben, um zur linksradikalen Szene zu gehören?«