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Die Rolle des Systemadministrators in der Jungle World ist gar nicht so schlecht. Während die Kolleginnen und Kollegen nunmehr schon zu nachtschlafender Zeit um elf Uhr zu den Sitzungen gerufen werden statt wie zu Gründungszeiten zwei Stunden später, kann er ganz entspannt am Nachmittag gelegentlich vorbeischauen und ein paar warme Worte über dieses und ­jenes sprechen, was gerade nicht funktioniert. Den Umfang seiner Beschäftigung kaschiert er gut mit dem Hinweis auf Fernwartung und selbst um den Putzplan hat er sich erfolgreich drücken können. Der Hinweis auf die verdreckten Arbeitsplätze und deren vermeintlich permanente Pflege unter erschwerten Bedingungen der Hausstauballergie war einfach nicht zu widerlegen. Schließlich ist das gemäß Bov Bjerg im Neuen Deutschland sein angestammtes Revier. Was Bjerg nicht weiß: Wenn Admins unter Schreibtischen herumkrabbeln, dann nicht, um Rechner zusammenzustecken, sondern um fiese, per Ultraschall Migräne verursachende technische Geräte zu installieren und so aktiv in die Personalentwicklung des Unternehmens einzugreifen. Für die anderen Manipulationen müssen sie sich erst gar nicht bemühen.
Die Schattenseite seines Jobs, zumindest in einem kapitalschwachen Betrieb wie der Jungle World, ist die mangelhafte Redundanz technischer Systeme. Eine gute Dekade hat der Administrator alles daran gesetzt, dass er die Maschinen beherrscht und nicht anders­herum, und keinesfalls unter Stress mysteriösen Fehlern auf die Schliche zu kommen, immer unter Hinweis auf eine angeblich in Stein gemeißelte Deadline der Druckerei. Was soll er auch mit einer ganzen Reihe von Fehlermeldungen anfangen, die auf irgendeine defekte Hardware hindeuteten und den Server wahlweise die eine oder andere Netzwerkschnittstelle abschalten ließen. So stand er, statt in einem abschließbaren Raum für die EDV, am ungemütlichsten Platz der gesamten Etage, zwischen Toilette, Küche und Arbeitsräumen, und startete ein ums andere Mal die Maschine neu, um mit immer neuen unspezifischen Symptomen der maladen Technik konfrontiert zu werden. Eine analytische Fehlersuche war nicht möglich und es blieb bis zum Schluss spannend, ob die Seiten des Dschungels die Druckerei rechtzeitig erreichten. Falls Sie also keine leeren Seiten in Händen halten, muss es wohl funktioniert haben.
Die Lösung des Problems war dann trivial. Kaum lag das Innenleben des Servers frei, begrüßte den Admin eine schwach flackernde Mainboard-LED, ein untrüg­liches Zeichen für ein defektes Netzteil. Das hatte nach nur vier Jahren Dauerbetrieb nicht mehr genug Strom abgegeben.