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Der neue Kollege ist aus Hamburg und kann es nicht fassen: Seine Ressortkollegin war noch niemals dort! Umsteigen in Hamburg auf dem Flug nach La Palma lässt er als Hansestadt-Besuch nicht gelten. Also verspricht die Kollegin, noch in diesem Sommer hinzufahren und ein Fischbrötchen am Hafen zu essen. Schließlich dauert die Fahrt mit dem ICE von Berlin gerade mal 90 Minuten und ist damit kürzer als eine durchschnittliche Redaktionskonferenz. Muss man eigentlich Regenschirm und Gummistiefel mitnehmen?
Keine Sorge, es handelt sich hier um einen bedauerlichen Einzelfall. Insgesamt verfügt die Redaktion über geballte Hamburg-Kompetenz, wie eine kurze Umfrage ergibt: Die meisten Kollegen kennen die Stadt ganz gut. Schließlich werden regelmäßig Redakteure auf Veranstaltungen und Konzerte der Jungle World entsandt. Und nicht wenige unserer wichtigsten Autoren leben in Hamburg, und zwar aus gutem Grund. Hier steppt der Bär, hier boxt der Papst, und guten Techno sollen sie auch haben. Das behauptet jedenfalls unser Autor Tim Stüttgen in seinem Artikel »Der Norden rollt«. Er muss es wissen. Schließlich lebt er in Berlin.
Noch mehr Hamburg gibt’s in dem Beitrag »Stadt aus Geld« über die Gentrifizierung im Rahmen der IBA, das Aufbrezeln von Wilhelmsburg und Gängeviertel von unserem Hamburg-Korrespondenten Gregor Katzenberg.
Aber nicht nur das Feuilleton schaut auf Hamburg. Auch die anderen Ressorts verstehen den »Hamburger Witz«. Wie der funktioniert, erklärt uns Thomas Ewald in seinem Kurzporträt des Kiez-Promis Corny Littmann, der sich darüber empört, dass sie ihn nicht mehr in der Roten Flora lesen lassen wollen. Darüber kann man auch in Berlin lachen.
Und nun schauen wir noch mal kurz auf die Themenseiten dieser Ausgabe und damit ins europäische Ausland, wo man befürchtet, dass der deutsche Sparkurs am Ende den Untergang der EU bedeuten könnte. Die anderen Länder würden durch Angela Merkels Aus­teritätspolitik buchstäblich »an die Wand gedeutscht«, meint Rainer Trampert und spottet über kleinbürger­liche Euro-Kritiker wie den ehemaligen Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnany. Also auch hier, Hamburger, wohin man schaut. Zählt die in Hamburg-Barmbek geborene, in Templin aufgewachsene Merkel eigentlich auch als Hamburgerin? Nein, so wenig wie ein Umstieg auf dem Hamburg-Airport als ernsthafte Städte­reise durchgehen kann.