Die gute alte ­Leckmuschel

Vorsicht vor Kletterbäumen, Kinder! Heinz Strunk wäre auf so einem Baum um ein Haar verschimmelt. Er traute sich nicht mehr runter. Irgendwie ging’s dann doch. Nachzulesen ist dieses wuchtige Abenteuer in »Junge rettet Freund aus Teich«, dem dritten und letzten Teil einer autobiographischen Reihe, die mit dem tragikomischen »Fleisch ist mein Gemüse« (2004) überzeugend begann und mit »Die Zunge Europas« vier Jahre später ihre penetrant schlecht gelaunte Mitte fand. Nun also die Kindheitserinnerungen des 50jährigen Entertainers. Erst ist der Ich-Erzähler sechs, dann zehn, schließlich 14. Der Erzählton variiert ein bisschen; literarisch risikofrei bleibt er bis zum Schluss. Oma, Opa, Mama, Kind – anfangs haben sich alle lieb. Bei Oma Emmi gibt’s Ferien auf dem Land. Mamas Depressionen werden allmählich schlimmer, und am Ende ist der Autor wieder auf seinem Lieblingsterrain, der, ja, leck mich doch!, saumäßig tristen Pubertät.
Strunk erzählte in einem Interview mit 3Sat auf der Leipziger Buchmesse, er habe »Erinnerungsfragmente aufgeschrieben« und versucht, sie »zu einer halbwegs sinnvollen Geschichte zu verknüpfen«. Genau so liest sich das Buch. Was den Interviewer Jochen Werner keineswegs hinderte, dem Autor öffentlich-rechtlich den Bart zu kraulen, und sich – großes Kindheitserinnerungskino des »Easy Reading« – über vollgesabberte Leckmuscheln zu freuen. Waren das Zeiten, ey! Die gute alte Leckmuschel, hihi. Da können alle mit, voll super.

Heinz Strunk: Junge rettet Freund aus Teich. Rowohlt-Verlag, Hamburg 2013, 288 Seiten, 19,95 Euro