Über Pädophilen-Gruppen bei den Grünen

Schwupps, weg waren die Pädophilen

Die Grünen wollen erforschen lassen, welchen Einfluss Pädophilie-Aktivisten auf die Partei hatten.

Es ist vielleicht ein bisschen unfair, dass die Pädophilie-Debatte nun ausschließlich die Grünen trifft. Die verschiedenen Abgründe der 68er-Bewegung und ihrer »sexuellen Befreiung« zeigten sich natürlich nicht nur bei der 1980 gegründeten Ökopartei. Doch die Grünen sind heute nun einmal das Symbol jener Bewegung und dessen, was aus ihr geworden ist. Und tatsächlich hatten bei den Grünen Pädophile ihren Platz. Heute scheint die Partei die einzige Organisation zu sein, die eine institutionelle Aufarbeitung dieses Teils linker Geschichte in die Wege leiten kann. »In den Anfangszeiten der Grünen hat es Personen und Gruppen gegeben, die versucht haben, die Grünen als Plattform für inakzeptable Positionen zu nutzen«, gibt Parteivorsitzende Claudia Roth zu. »Straffreiheit für sexuelle Beziehungen mit Kindern zu fordern« sei jedoch »in keinster Weise akzeptabel und unsäglich«. Die Partei hat daher das Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen unter der Leitung von Franz Walter mit einer Untersuchung der Angelegenheit beauftragt. Ein Zwischenbericht ist bis Ende des Jahres vorgesehen, die endgültigen Ergebnisse sollen Ende 2014 vorliegen.

In der Kritik steht vor allem die »Bundesarbeitsgemeinschaft Schwule, Päderasten und Transsexuelle« (SchwuP)«, die sich dafür einsetzte, »Sexualität zu entkriminalisieren«, und die dafür warb, anzuerkennen, dass es einvernehmlichen Sex mit Kindern gebe. Die Arbeitsgruppe wurde zwar nie offiziell von der Partei anerkannt, hatte in der Bundestagsfraktion jedoch erheblichen Einfluss. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hatte kürzlich den Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, als »Vorsitzenden der Pädophilen-AG« bei den Grünen bezeichnet. Das hat das Landgericht Berlin ihm inzwischen untersagt. Beck war, nachdem die »SchwuP« aufgelöst worden war, Sprecher der 1987 neugegründeten »Bundesarbeitsgemeinschaft Schwulenpolitik«, weswegen die CSU nun polemisiert, Beck sei dann eben »Vorsitzender der Nachfolge-Organisation der Pädophilen-AG« gewesen. Dass bei der CSU wie bei anderen rechten Pädophiliekritikern immer auch eine gehörige Portion Homo­phobie mitschwingt ist, ist nicht zu übersehen.

Dabei war Pädophilie nie ein vor allem schwules Thema. Auch nicht bei den Grünen. So hat sich die Debatte nun ja auch an dem grünen Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit entzündet, der seinerzeit mit ausgesprochen unappetitlichen, zu Genüge zitierten Äußerungen zu Sex mit Kindern aufgefallen war. Auch in der von ihm herausgegebenen Frankfurter Zeitschrift Pflasterstrand fanden sich zahlreiche entsprechende Einlassungen. Informationen von Spiegel Online zufolge wurde der letzte Koordinator der Arbeitsgruppe »SchwuP«, Dieter F. Ullmann, zwischen 1980 und 1996 mindestens sechsmal wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt und saß vorübergehend im Gefängnis. Gleichzeitig war er in den Achtzigern bei der Alternativen Liste in West-Berlin und auch auf Bundesebene bei den Grünen aktiv. »Den machen wir zum Bundestagskandidaten«, habe Daniel Cohn-Bendit 1981 in einem Interview mit der Zeit erklärt, berichtet der Nachrichtensender N-TV.
Die Grünen können das Problem Pädophilie daher nicht als eines von Einzelfällen abtun. Das ist auch kaum zu erwarten, wenn eines Tages die Ergebnisse des Göttinger Forschungsprojekts vorgestellt werden. Eine rigorose Aufarbeitung inklusive fassbarer Konsequenzen, aber ohne Schwulenhatz und ohne »Kinderschänder an die Wand«-Geschrei, ist dabei nicht nur den Grünen zu wünschen.