Platte Buch

Yeeeehaw!

Rückblickend muss Jonnie Schulz darüber staunen, wie eine Schnapsidee plötzlich Wirklichkeit wurde, sich verselbständigte und ein paar Hamburger Hängertypen zu Country-Stars werden ließ.
»My name is Butch Meier and I bring you: Fire« – so begannen die Auftritte der Butch Meier Band, die in ihren Anfangstagen planlos zwischen Spelunken und dem Hamburger Dom herumeierte. Was sollte das eigentlich alles? Gut, sich von der eigenen Punk-Vergangenheit zu lösen, konnte befreiend sein – spaßkompatibel waren die linken Politgruppen, in denen man sonst rumhing, selten. Aber Country? Wieso Country? Die szeneinterne Ratlosigkeit war groß, so groß, dass die St. Pauli Cowboys sich Diskussionen in besetzten Häusern stellen mussten: »Es gibt hier Leute im Haus, die finden das zu krass, wenn ihr so amerikanische Volksmusik macht und dann auch noch so ernst dabei rüberkommt.« Dass die besagte amerikanische Volksmusik nicht aus »Südstaaten-Rassisten-Hits«, sondern Coverversionen berühmter Metal-, Hardcore- und Punk-Songs bestand, machte da auch keinen Unterschied mehr. »Niemand von uns hatte eine Idee, was das genau sollte.« Nicht zuletzt deshalb ist »Kein Zutritt für Hinterwäldler« ein so amüsantes Buch über ein Kunstprojekt geworden, das so subversiv war, dass es die Musiker beinahe selbst aus der Bahn warf. Tiefsinnige Philosophien sowie Bilder von Senfschlachten und Performances auf dem Hamburger Weihnachtsmarkt inklusive. Ein großes, ein wichtiges Buch.

Jonnie Schulz: Kein Zutritt für Hinterwäldler. Die Geschichte der Butch Meier Band. Audiolith/Ventil-Verlag, 2013, 294 Seiten, 17,90 Euro