Aus der Zeit gefallen

Grammys. Album des Jahres, Aufnahme des Jahres, beste Duo-Performance, bestes Dance-Album, beste Albumproduktion – Daft Punk haben bei der diesjährigen Grammy-Verleihung abgeräumt. Ihr Album »Random Access Memories« wurde als Konsenswerk bestätigt, Pharrell Williams, Produzent der Hit-Single »Get Lucky«, sagte: »Ich wette, ganz Frankreich ist gerade total stolz auf diese Jungs.« Womit er wahrscheinlich recht hat, denn das Album wurde auch auf den Demonstrationen gegen die Homoehe in Paris gespielt. Was nicht gerade für den fortschrittlichen Charakter dieser Musik spricht. Ein paar andere mehr oder minder glamouröse Künstler bekamen Trophäen hinterhergeschmissen – unter ihnen auch ein Exot: das NDR-Sinfonieorchester –, dann war die Verleihung der Musik-Oscars auch schon wieder überstanden. Seit 1959 geht das so, vergeben werden die Grammys von der National Academy of Recording Arts and Sciences, dem Verband der Musikindus­trie. Reichlich aus der Zeit gefallen, die Veranstaltung.   OKO
Wer sabotiert wen
Jakob Augstein. »Augstein rührt am Tabu des staatlichen Gewaltmonopols – er sympathisiert mit den unbekannten Verfassern von ›Der kommende Aufstand‹ und fragt nach der Legitimation von Sabotageakten. Dafür wird er mediale Prügel beziehen, im Zweifel von rechts und von links«, heißt es auf der Website des »Literarischen Salons« der Universität Hannover. Am 27. Januar wollte Jakob Augstein, Publizist und Herausgeber des Freitag, dort über »Sabotage. Warum wir uns zwischen Demokratie und Kapitalismus entscheiden müssen« sprechen. Doch dann: »Wir finden es sehr bedauerlich, dass die Veranstaltung mit Jakob Augstein nicht stattfinden kann.« Was war passiert? Die »Antideutsche Aktion Berlin« hatte auf ihrer Website unter der Überschrift »Augstein auflauern« gefordert: »Jakob Augstein und sei­nen An­hän­gern eine Ab­sa­ge er­tei­len!« Augstein sei ein Antisemit, dessen Wahn keine Bühne geboten werden dürfe. »Der Saboteur wird sabotiert«, hieß es dazu in der Welt, »Augstein hat die Gegner, die er verdient.«   OKO
Himmler privat
Heinrich Himmler. Die Welt hat sie, Hunderte von persönlichen Briefen, die Heinrich Himmler zwischen 1927 und 1945 verfasst hat, den letzten schrieb er fünf Wochen vor seinem Selbstmord. Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs, kommt in seinem Gutachten zu dem Schluss: »Es besteht kein Anlass, an der Echtheit der Unterlagen zu zweifeln.« Der Historiker Michael Wildt hat mit Himmlers Großnichte Katrin Himmler ein Buch über die Dokumente zusammengestellt. »Himmler war mit sich im Reinen, er hatte keine Gewissensbisse«, sagt er. Die Verbrechen, die Himmler als einer der Hauptverantwortlichen der Shoah zu verantworten hat, werden in seiner privaten Korrespondenz nicht erwähnt. »Ich fahre nach Auschwitz. Küsse, Dein Heini«, heißt es an einer Stelle. Eine Auswahl der Briefe wird unter dem griffigen Titel »Himmler privat. Briefe eines Massenmörders« demnächst erscheinen, der entsprechende Dokumentarfilm »Der Anständige« feiert auf der diesjährigen Berlinale Premiere.   OKO
Der Ruf ist futsch
Weißer Hai. Nach einigen Hai-Angriffen mit tödlicher Folge ist der Weiße Hai nun zum Abschuss freigegeben. »Wir werden das Leben und die Sicherheit von Strandgängern immer über den Hai stellen«, sagte der Premierminister des Bundesstaats Western Australia, Colin Barnett. In Zukunft sollen an der Westküste Australiens Weiße Haie bereits getötet werden, wenn sie in der Nähe von Badegästen auftauchen. Dabei haben wir doch aus den nächtlichen Dokumenta­tionen auf N-TV und Dmax gelernt, dass der Weiße Hai total lieb und viel besser als sein Ruf ist. Komisch.   OKO