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Was macht eigentlich eine gute Zeitung aus? Das fragen wir uns selbst auch gelegentlich, wenn es uns gelingt, dem knallharten Würgegriff der Produktionswoche mit ihren Sitzungen und Deadlines zu entrinnen und ein wenig Zeit zum Sinnieren zu ergattern. Braucht eine gute Zeitung vor allem ein klares, stringentes Layout mit ausgewogenen Anteilen von Bild, Text und Weißraum? Oder ist es, Klarheit hin, Stringenz her, vor allem der Inhalt, der zählt? Und wenn ja, macht dann eher die genaue Recherche, die prägnante Meinung oder gar die Fähigkeit, dem Weltgeschehen auf satirische Art kritisch zu begegnen, eine gute Zeitung aus? Oder ist alles zusammen nötig? Aber in welchen Anteilen? Über solche Fragen geraten wir also gelegentlich ins Grübeln oder sogar in argumentative Auseinandersetzungen.
Häufig vergessen wir dabei jedoch ein wichtiges Detail, das eine gute Zeitung ausmacht: Es ist nicht nur wichtig, was drinsteht. Es ist ebenso wichtig, was nicht drinsteht. Und da können wir Sie beruhigen: Wir haben auch dieses Mal wieder sehr viele Nachrichten ignoriert, Meldungen überlesen und Pressemitteilungen in den Papierkorb befördert. In dieser Ausgabe ist beispielsweise kein Artikel darüber zu lesen, dass in einer sturzöden fränkischen Stadt eine Tellermine aus dem Zweiten Weltkrieg zur Explosion gebracht wurde. Ebenso wenig gehen wir auf die Meldung ein, dass in einem ebenso sturzöden nordostdeutschen Landstrich trotz des dort drohenden Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest die Bestimmungen des Jagd-, Natur- und Tierschutzrechts unverändert gültig bleiben. Ein ehemaliger Renn- beziehungsweise komatöser Skifahrer interessiert uns nicht. Dass ein Besucher einer Karnevalsfeier in Köln mit einer Waffe in die Luft beziehungsweise in die Decke schoss und ein Autofahrer in Norddeutschland offenbar absichtlich in eine Gruppe Karnevalisten fuhr, bleibt im Rest dieser Ausgabe unerwähnt – obwohl derlei Gewaltausbrüche zur »schönsten Zeit des Jahres« fast schon einer soziokulturellen Betrachtung wert wären. Aber doch nur fast, weswegen wir, ohne zu zögern, auf die weitere Erwähnung dieser und Hunderter, wenn nicht Tausender anderer »News« verzichtet haben. Aufs Weglassen können Sie sich bei uns verlassen.
Eines dürfen wir aber nicht weglassen, denn es gehört ohne Zweifel zu einer guten Zeitung: die öffentliche Präsenz. Zugegeben, da sind wir auch in diesem Jahr etwas berechenbar. Aber zu einem schönen und besonderen Anlass müssen wir uns eben sehen lassen. Sollten Sie also die Leipziger Buchmesse besuchen wollen, die nächste Woche stattfindet, dann kommen Sie doch zum Stand D 206 in Halle 5, zum Stand der Jungle World.