Mehr geht nicht

Es ist noch gar nicht lange her, da war Black Metal fast ausschließlich in den undurchdringlichen Wäldern und entlegenen Buchten der Fjorde Norwegens zu Hause. Black Metal war ein Bekenntnis zur Naturverbundenheit, seine Protagonisten einte der Hass auf alles Menschliche. Es gibt diesen Black Metal immer noch. Aber es gibt auch eine neue Generation von Musikern, deren Black Metal keineswegs mit einer reaktionären Weltsicht im Bunde steht.
Black Metal kann heute, wie im Falle von Sun Worship, selbst in einer Metropole wie Berlin entstehen. Die Urväter des Genres spielen für das Trio keine Rolle, die Musiker beziehen sich auf dessen neue Vertreter – allen voran auf die mittlerweile weitgehend inaktiven Liturgy. Wie bei ihren entfernten Verwandten aus Brooklyn und deren »Transcendental Black Metal« lebt auch bei Sun Worship die Musik vor allem vom lebhaften Schlagzeugspiel und der ineinandergreifenden Arbeit der beiden Gitarren. Der genretypisch verhallte Gesang taucht nur sporadisch auf und ist eher ein zusätzliches Instrument als der differenzierte Ausdruck menschlicher Gedanken.
Nach zwei EPs und zwei Split-Veröffentlichungen liefern Sun Worship mit »Elder Giants« ein geradezu perfektes Album ab. Vor allem der Opener »We Sleep« ist ein Koloss von einem Song. Wo soll das noch hinführen, fragt man sich. Auf welchen Pfaden sollen Musiker wandeln, um dieses Album zu übertreffen? Man kann sich fast ­sicher sein: Viel besser als das hier wird es nicht mehr werden.

Sun Worship: Elder Giants (Sick Man Getting Sick/Dead Section)