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Nach Redaktionsschluss dreht sich die Welt einfach weiter und die Dinge nehmen ihren Lauf. Entwickeln sich in die eine oder andere Richtung. Mal ist schon kurz nach Redaktionsschluss klar, dass man mit einer in der Zeitung veröffentlichten These, Annahme oder Prognose falsch gelegen hat, mal stellt sich raus, man lag goldrichtig.
Vor ein paar Wochen hatten wir ein Interview mit dem Chemiker Carl Djerassi im Blatt. Das ist der Mann, der die Antibabypille entwickelt hat. Es ging im Interview vor allem um die Zukunft der Reproduktion, die durch das Social Freezing revolutioniert werden würde. Davon schwärmte Djerassi: »Fortpflanzung und Sex werden immer stärker entkoppelt.« Nachdem Apple und Facebook in derselben Woche verkündete, allen Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen als Firmenleistung zu offerieren, sprach nun alle Welt davon.
Der Streit um die Sterbehilfe war das Titelthema in der vergangenen Woche. Im kommenden Jahr will der Bundestag neue gesetzliche Regelungen zum assistierten Suizid beschließen. Die Autoren, die für die Themenseiten der Jungle World schrieben, standen der geplanten Gesetzesänderung ablehnend bis skeptisch gegenüber. Für das Recht auf Sterbehilfe trat die an einem Tumor erkrankte US-Amerikanerin Brittany Maynard seit längerem öffentlich ein. Sie ist inzwischen tot. Wie sie es angekündigt hatte, setzte sie ihrem Leben in der vergangenen Woche ein Ende.
Vor zehn Jahren wurde der Filmemacher Theo van Gogh von einem Islamisten ermordet. Über das Attentat und seine Folgen sprach die Jungle World damals mit dem niederländischen Schriftsteller Leon de Winter. Ob der Schock über die Hinrichtung des Filme­machers etwas bewirken könne, fragte Jungle World, und de Winter antwortete: »Ja, solche Anzeichen gibt es. Zum Beispiel haben sich viele religiöse Führer in den letzten Tagen so entschieden gegen jede Form von Extremismus ausgesprochen, wie ich das in der Vergangenheit vielfach vermisst habe.« De Winter hoffte damals auf die »libertären und modernisierenden Kräfte des Islam« – die sich aber auch zehn Jahre später noch nicht haben durchsetzen können. Jedenfalls nicht bis zum heutigen Redaktionsschluss.

kreuzworträtsel
Parteieneinerlei. Der unterlegene brasilianische Präsidentschaftskandidat Aécio Neves (»Jungle World« 44/2014) ist Mitglied der sozialdemokratischen Partei PSDB und nicht der Partei der Brasilianischen Demokratischen Bewegung (PMDB), auch wenn es sonst personelle Überschneidungen gibt.