Unser Social-Media-Team, das aus nur zwei Personen besteht, war in der vergangenen Woche etwas überfordert. Auf unserer Facebook-Seite war der kurze Kommentar »Gegen Bild« (Jungle World 15/2015) von Elke Wittich für die Rubrik »Das Medium« der meistkommentierte Beitrag seit langer Zeit. Das könnte daran liegen – das ist aber nur eine Vermutung –, dass die Unterstützer des Boykotts nicht besonders zufrieden waren mit ihrer Kundgebung vor dem Axel-Springer-Gebäude in Berlin am vergangenen Samstag, an der nur rund 100 Personen teilgenommen hatten. Der Frust der Betreiber der Facebook-Seite »Mahnwachen in Deutschland« machte sich durch die sexistische Hetze gegen die Autorin bemerkbar, die wir nicht wiederholen. Wittich macht in ihrem Text darauf aufmerksam, dass zu den Bild-Boykotteuren auch Antisemiten gehören, das reichte den Mahnwachern schon, um aus ihr eine Bild-Verteidigerin zu machen. Die Jungle World wurde entsprechend zu einer »pseudolinken Postille« und, noch amüsanter, zu einer »Bild für Antideutsche«. Diese »Antideutschen«, erfährt man auf der Mahnwachen-Seite, seien unfähig, »selbst zu denken«, und würden »jederzeit alles glauben, was ihre Autoritäten ihnen sagen, und sogleich dann auch auf jede Hetzkampagne einsteigen, zu der ihre Häuptlinge aufrufen«. Über die Hetze gegen unsere Autorin schreibt Stefan Laurin auf dem Blog Ruhrbarone: »Wer darauf aufmerksam macht, dass zu den Hass-Predigern gegen die Bild und den Springer-Verlag auch viele Antisemiten gehören, erlebt schnell, dass Meinungs- und Pressefreiheit in diesen Kreisen nicht viel gelten (…) Im Bild-Boykott mischen sich auch antisemitische Ressentiments mit der angesagten Hetze gegen die Lügenpresse und der üblichen Verachtung gegen die auflagenstärkste Zeitung der Republik und ihre Leser.«