Bananenparadies

Was ist das für eine Metapher, verrottende Bananen in ihrem Schoß? Und was bitte muss man sich unter dem »Soft Dick Rock« vorstellen, von dem sie singt? Andererseits: Wer Jenny Hvals Alben »Innocence is Kinky« und »Meshes of Void« oder ihre frühere Inkarnation Rockettothesky kennt, weiß, dass die norwegische Experimental-Singer/Songwriterin große Freude am Aussenden verwirrender Signale hat.
»Apocalypse, Girl« hat viele rätselhafte Botschaften im Gepäck. Aber wie Laurie Anderson und Kate Bush schafft Hval eine einnehmende Atmosphäre, das Freakig-Erratische ist kein Selbstzweck, sondern Ausgangspunkt der Kommunikation. Bei Hval geschieht viel über die Texte – sie ist Buchautorin und Journalistin –, erst recht interessant ist aber die musikalische Ebene: Minimalistische Loops verschmelzen mit Harfe und Cello – oder werden konterkariert. »Why This?« schwingt im Easy-listening-Modus, während es an anderer Stelle atonal summt und brummt. Die eigentliche Sensation aber ist Jenny Hvals Stimme: In »That Battle Is Over« singt sie mit zunächst glockenklarem Folk-Organ, das sich nach den Zeilen »I can do what I want now/consume what I want now« bis zum Wörtchen »heaven« in heliumschrille Höhen schraubt und unmissverständlich klarmacht, dass dem Bananenparadies die Apokalypse bevorsteht. Bequem ist »Apocalypse, Girl« ganz sicher nicht, aber auf seltsame Weise zugänglich: »I understand people talking in tongues« wispert Hval und ja, dieses Gefühl hat man jetzt auch selbst.

Jenny Hval: Apocalypse, Girl. (Sacred Bones/Cargo)