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Same procedure as every year: Diese Homestory wird noch in Berlin geschrieben, aber wenn Sie, liebe Leser und Leserinnen, dieses Editorial lesen, sind wir, die Redakteure und Redakteurinnen, bereits nicht mehr hier. Sondern aufm Sonnendeck, irgendwo am Mittelmeer, genauer in Barcelona. Der Flug geht morgen, aber noch kommt keine Reisestimmung auf.
»Tegel oder Schönefeld?« fragt der Kollege.
»Hä?«
»Wo wir abfliegen Mittwoch?«
»Schönefeld. Steht alles auf Facebook.«
»Ja, stimmt, Treffen in der Haupthalle, 7 Uhr 30.«
»Und wo wohnen wir?«
»Steht auch auf Facebook. Jedenfalls außerhalb. Culo el mundo, am Arsch der Welt.«
Wenn Sie unsere Spanien-Tour in Echtzeit miterleben wollen, schauen Sie ab und zu auf unsere Facebook-Seite, das eine oder andere Urlaubsfoto wird dort gepostet, ein paar Anekdoten werden zum Besten gegeben und einen Wetterbericht liefern wir auch. Die Spanien-Ausgabe mit ausführlichen Berichten, Interviews und Recherchen liegt dann pünktlich am 15. Oktober in Ihrem Postkasten oder am Kiosk. Es geht ­unter anderem um die Pläne der neuen katalanischen Regierung, den Underground in Barcelona, Podemos, Jai Alai und Freaks, die Musikinstrumente zusammenlöten. Ein paar Dinge beunruhigen uns noch. Ein Interview mit Pep Guardiola wird immer unwahrscheinlicher, auch Pedro Almodóvar wird uns kein Interview geben, denn er dreht gerade einen neuen Film. Mit Javier Bardem wahrscheinlich. Denn ansonsten hätte sich dieser doch sicher auf unsere Anfrage hin gemeldet. Oder war es doch zu unseriös, nach einigen Büscheln seines Brusthaars zu verlangen, um unsere Urlaubskissen auszustopfen? Damit es nachts im Dormitorium schön raschelt und die Kolleginnen und Kollegen für Augenblicke zumindest vom Schnarchen der notorischen Rückenschläfer und dem Scherengeklapper der Feldskorpione abgelenkt werden? Wäre das nicht ein Akt der vielgelobten spanischen Gastfreundschaft gewesen, uns wenigstens diese kleine Aufmerksamkeit zu gewähren? Hä? HÄÄ? Nein, das stimmt natürlich alles gar nicht. Skorpione klappern nämlich gar nicht mit den Scheren, sondern trippeln mit ihren spitzen Beinchen nervös auf der Stelle, wenn sie des Nachts Redakteurinnen und Redakteure aus dem Ausland willkommen heißen. Und schlafen können wir, wenn wir tot sind. Oder zurück aus Spanien. Entschuldigung, wann landen wir doch gleich wieder in Berlin?