Schleppertagung

Flüchtlinge. »Flucht und Vertreibung sind in Tolkiens Universum zentrale Themen: Die Númenorer, die nach Mittelerde flüchten, weil ihre Heimat nicht mehr existiert, die Zwerge, die von Smaug aus ihrem Zuhause vertrieben werden, die Rohirrim, die aus Angst vor dem Krieg in Helms Klamm Zuflucht suchen.« Derartiges ist auf der Website der Deutschen Tolkien-Gesellschaft zu erfahren, die mit einer Aktion die Flüchtlingshilfe in Deutschland unterstützen will. Ob es in Mittelerde auch Schleuser gibt, bleibt unklar, auch die im Oktober in München stattfindende »Internationale Schlepper- und Schleusertagung« wird wohl diese Frage nicht beantworten. Dafür sorgt das Satireprojekt an den Kammerspielen schon im Vorhinein für Konfliktstoff. Die Veranstaltung sei zynisch, behauptet der CSU-Politiker Hans-Peter Uhl. Matthias Lilienthal, Intendant der Kammerspiele, beteuert, eine ernsthafte Diskussion führen zu wollen. Schlepper würden pauschal kriminalisiert, dabei könnten Flüchtlinge ohne sie kaum nach Europa gelangen.   oko
Miau-Hop
Run the Jewels. Katzen gehen immer. Ob schön puschelig als winterliche Fußwärmer oder als obersüße Fotos im Internet. El-P und Killer Mike, besser bekannt als Run the Jewels, verleihen mit dem Remix ihres überaus erfolgreichen Albums »RtJ2« dem Cat-Content eine neue Qualität. »Meow the Jewels« heißt das Werk des Hip-Hop-Duos, enthalten sind unter anderem ein Remix von Zola Jesus (»Pawfluffer Night«) und einer von Geoff Barrow (»Close Your Eyes and Meow to Fluff«). Bar jeder Subtilität deuten die Titel an, was das Album leitmotivisch zusammenhält: Katzensounds. Selbst Katzennarren sind sich unsicher, was von dem Ulk zu halten ist. El-P twitterte zur Veröffentlichung des Albums, das kostenlos bereitgestellt wird: »Haben wir das albernste, stellenweise nervtötendste Remix-Album gemacht? Absolut.« Finanziert wurde es durch eine Kickstarter-Kampagne, der Gewinn kommt den Familien der von Polizisten getöteten Jugendlichen Michael Brown und Eric Garner zugute.   oko
Ohrgeräusche
Tinnitus. Fiiiieeeeeeeep. Oder auch: Rummrumm oder Fleppfleppflepp – egal, in welcher Form das Generationsproblem Tinnitus, ausgelöst durch Stress, Disco oder noch mehr Disco, auftritt, die Ohrgeräusche nerven höllisch und bringen so manchen zur Verzweiflung. Stille sollte man meiden, sie lässt sich kaum ertragen, großen Lautstärken sollte man sich aber auch nicht aussetzen. Ein zuverlässiges Mittel, neben einigen Medikamenten und Behandlungsmethoden, die kurzfristig Linderung verschaffen, gibt es bislang nicht. Aber zum Glück wird im Bereich der Gesundheits-Apps gewerkelt: die monatlichen Kosten von Tinnitracks, so der fetzige Name der Anwendung, werden von einer Krankenkasse bezahlt – zweifellos ein Akt grenzenloser Nächstenliebe. Grob gesagt, filtert das Programm die persönliche Nervfrequenz aus der Musik, die man sich ein Jahr lang anderthalb Stunden täglich zuführen soll, und schwupp soll alles besser sein. Der Testlauf ist in Hamburg gestartet. Es gibt also Hoffnung.   oko
Verbot durch die Hintertür
Mimsy. »Passion for Freedom« lautet der Titel einer Londoner Ausstellung, deren Organisatoren rasch mit den Grenzen der Freiheit konfrontiert wurden. Es geht um »Isis Threaten Sylvania«, ein Werk der britischen Künstlerin Mimsy. Auf sieben Tableaus sind Szenerien mit Spielzeugpuppen der Sylvanian Families dargestellt. Die heile Welt der Füchse, Mäuse und Igel, die im Matheunterricht sitzen oder Strandurlaub machen, wird überfallen von vermummten Koalas, Katzen und Mäusen – Angehörige der islamistischen »MICE-IS«, die sich die Künstlerin ausgedacht hat. Ziemlich knuffig, eigentlich. Die britische Polizei aber sah sogleich »potentially inflammatory content« und drohte mit zusätzlichen Sicherheitskosten in Höhe von 36 000 Pfund. Das Kunstwerk musste entfernt werden. Absurd.   oko