Deutsche Talente

Zum 50. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen lud das israelische Außenministerium »180 junge deutsche Talente«, oder wie es auf englisch so schön heißt: »Young German Leaders« nach Israel ein, um das Land in all seinen Facetten kennenzulernen. Mit auf dem Programm: ein Treffen mit dem seit Juli amtierenden deutschen Botschafter in Israel, Clemens von Goetze. Von den Teilnehmenden gefragt, wie von Goetze in die Position gekommen sei, sagte der Mann, dessen langweiliger Diplomatenlebenslauf mit Stationen bei Klaus Kinkel und Joseph Fischer sich in seinem Gesichtsausdruck spiegelt, vollkommen uninspiriert: »Mein Dienstherr schickt mich auf die Position, wo er glaubt, dass ich am besten eingesetzt werden sollte.« Dass der Job in Israel zu den Toppositionen im diplomatischen Dienst zählt, betonte er dann doch. Umgekehrt ist er höchst inspiriert, wenn er auf »2 000 Jahre deutsch-jüdische Beziehungen« zurückblickt, wonach Deutschland bei ihm irgendwann in der Römerzeit beginnt. Zum israelisch-palästinensischen Konflikt versicherte von Goetze, Deutschland erkenne Israel in den »Grenzen von 1967« an und sei auch nicht unkritisch gegenüber Israel, ja es gebe immerhin »unterschiedliche Rechtsaufassungen«. Die Frage, ob das bedeute, dass die Klagemauer als wichtige religiöse Stätte des Judentums in der deutschen Rechtsauffassung nicht Teil Israels sei, bejahte er und verwies auf zukünftige Verhandlungen, in denen eine Lösung noch gefunden werden könne. Einer der »Young German Leaders« ließ sich prompt zu der Frage hinreißen, welche potentiellen Druckmittel Deutschland habe, diese »anderen Rechtsauffassungen« durchzusetzen. Von einem Boykott wollte der Botschafter dann aber nichts wissen, obschon er zuvor die EU-Richtlinie bezüglich der Produkte aus den israelischen Siedlungen erläutert hatte (Jungle World 47/2015), die, wenn man ehrlich ist, den einzigen Zweck hat, dass derlei Siedlungsprodukte gezielt boykottiert werden können.