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Nach jahrelanger Pause erlebte die Jungle World-Kantine in diesem Jahr ein fulminantes Comeback. Das große Wettkochen begann im Frühjahr mit einem super Spargelessen, für das die Verlagsleitung verantwortlich zeichnete. Die Redaktion war vom Beelitzer Spargel begeistert. Nur der Musikredakteur fand: »Man hätte die Dinger auch als Drumsticks benutzen können.« Aber genau so muss Spargel heute sein – bissfest, nicht butterweich! Außerdem werden die Kochplatten auf dem alten Herd nicht mehr richtig heiß, da muss man improvisieren. Auch sind die Ge­räte der Jungle-Küche nicht allesamt dem High-End-Bereich zuzurechnen. Dennoch zauberten Kollegen die ­leckersten Menüs auf den Redaktionstisch. Als die Kochlust im Sommer nachzulassen begann, versuchten wir es mit Eat First, dem angesagtesten Menübringdienst der Stadt. Lady Gaga postete auf Facebook, dass ihr das Essen von dort beim letzten Berlin-Besuch ­total gut geschmeckt habe. Wir fanden es ganz okay, aber nicht extrem lecker. In jedem Fall ist es teurer als Selberkochen. Auf Dauer hätten wir uns das Essen-auf-Rädern-für-Hipster also nur nach einer kräftigen Gehaltserhöhung leisten können. Die Geschäftsführung dachte gar nicht daran, die Löhne zu erhöhen, und spendierte lieber einen auch optisch überzeugenden Steckrübeneintopf. Preislich konnte die Suppe sogar das Bratwurst-Menü aus der Giftküche des Thilo Sarrazin unterbieten. Apropos Kosten: Die Liebhaber der Fleischküche kommen in der Jungle-Kantine nicht auf selbige. Dafür sorgt die immer größer werdende Gruppe von Vegetariern. Hinzu kommen mäkelige Personen, Allergiker und Paleo-Diät-Anhänger, mit denen sich die Redaktionsköche bei der Aufstellung des Speiseplans vorab einigen müssen. Eine großartige asiatische Tomatensuppe kann sonst schnell mal auf Ablehnung stoßen, weil sie Spuren von Fischsauce enthält. Diversität in der Kantine, ein wichtiges Thema auch in unserer Suppenküche. Damit es am Ende für alle heißt: Guten Appetit!

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Trennung. Wiglaf Droste war seit Ende der neunziger Jahre ­Kolumnist der »Taz«, er und das Blatt trennten sich jedoch 2006. »Jungle World« 49/2015, Dschungel-Seiten 6/7