No Service

Volksbühne. Die Berliner Volksbühne steht im Zeichen der anstehenden ministerial verordneten Ablösung des Intendanten Frank Castorf durch den Kulturmanager Chris Dercon. Am Rosa-Luxemburg-Platz übt man sich nun in Verweigerung: »No Service. Gegen die Konsenskultur« lautet das Motto der Spielzeit. Dementsprechend wurde das letzte bürgerliche Residuum, der gepolsterte Sessel in geordneten Sitzreihen, aus dem Saal herausgerissen und der Boden mit Asphalt überzogen, so dass das Publikum auch im Theater nicht auf die authentische Tempelhofer-Feld-Atmosphäre verzichten muss. Das neueste Stück des Hausregisseurs der Volksbühne, René Pollesch, heißt »Service/No Service« und diskutiert über Kunst. Der durchaus beklagenswerte Zustand des Theaters wird wie üblich beklagt. An einer Stelle sagt Kathi Angerer mit ihrer nöligen Stimme: »Aber dieses ganze Rumgehopse hier ist auch nicht mehr als eine Berufswahlvermeidung.« Und dann denkt man, dass Dagegensein doch irgendwie das neue Dabeisein ist.   jch
Rekrutierungsserie
HBO. Kathryn Bigelow schreckte nicht davor zurück, in »Zero Dark Thirty« einem großen Publikum vorzuführen, was unter Waterboarding zu verstehen ist. Das brachte nicht nur Slavoj Žižek auf die Palme, der Bigelow vorwarf, Folter als legitimes Mittel darzustellen. Dem Hollywood Reporter zufolge arbeitet Bigelow, die für »The Hurt Locker« einen Oscar gewann und eine Vorliebe für politische Stoffe zu haben scheint, nun als Produzentin einer neuen HBO-Serie. »The Recruiter« ist angesiedelt im Bundesstaat Minnesota, es geht um die Rekrutierung für den Jihad. Regie führt der in Somalia geborene und in Kanada aufgewachsene Künstler K’naan Warsame, der auch für das Skript verantwortlich zeichnet. Warsame, der vor allem als HipHop-Musiker international bekannt geworden ist, hatte mit ansehen müssen, wie drei seiner Jugendfreunde während des Bürgerkriegs erschossen wurden. Ein junger somalischer Mann soll im Zentrum der Serie stehen, deren Starttermin bislang unbekannt ist.   oko
Tanz den Kim Jong-un
Moranbong. Nirgends sonst zählt die vermeintliche Verweigerung so sehr zum Konsens wie in der Diskussion über Musik. Schnell ist von Subversion die Rede, wo der Kritiker doch lediglich seinen Geschmack rechtfertigen will oder nicht von der absolut nachvollziehbaren Illusion lassen mag, dass wenigstens die Musik ein Zufluchtsort sein könnte, an dem andere Regeln gelten. Und so zählt es zu den beliebtesten Handgriffen des Popdiskurses, jedes popkulturelle Phänomen als widerständig zu erklären. Wirklich jedes? Nein, irgendwo muss doch Schluss sein. Bei Abba zum Beispiel. Erst recht aber bei Moranbong, einer nordkoreanische Band, die, wie sollte es anders sein, staatstragende Popmusik fabriziert. Moranbong wurden 2012 auf Befehl Kim Jong-uns gegründet und sollten nun zum ersten Mal im Ausland auftreten. Und zwar in China. Vielleicht aus politischen Gründen. Die drei Konzerte wurden jedoch kurzfristig abgesagt. Wieso, darüber wird fleißig spekuliert.    oko
Zum Kuscheln
Puppenspiel. Wenn der Puppe schon dermaßen kalt ist, dass sie sich ein schwarzweißes Tuch um den Kopf wickeln muss, warum trägt sie dann nur ein T-Shirt und hält noch dazu eine Fernbedienung in die Luft? Ach, das soll ein Stein sein. Und auf dem Tuch steht »Jerusalem gehört uns« und »Jerusalem, wir kommen«. Rund 4 000 Exemplare dieser Puppe wurden im Hafen von Haifa vom israelischen Zoll sichergestellt. Aus den Vereinigten Arabischen Emiraten angeliefert, waren sie für den palästinensischen Markt bestimmt. Der Zoll ­erklärte, die Puppen dienten der Anstachelung zur Gewalt. Man kann aber auch mit ihnen knuddeln. Wenn man das will.   oko