Möge der Friede mit euch sein

Stars Wars I. Von der Filmkritik sträflich vernachlässigt wird das Thema Kirche und Kino. Dabei geht die Kirche schon seit einiger Zeit innovative Wege und öffnet sich der populären Kultur. Beispielsweise in Würzburg, wo es sonntags regelmäßig den Cinemaxx-Gottesdienst gibt. Filme laufen in der Reihe »CityChurch« zwar keine, aber die weitläufige Architektur des Mulitplex-Kinos wird für den Gottesdienst genutzt. Das gemeinhin als hässlicher Funktionsbau geltende MultiplexKino sei ein Ort, »an dem sich Himmel und Erde berühren«, heißt es im Einladungsschreiben. Phantasie beweisen auch zwei angehende Pfarrer in Berlin, die in der »Star Wars«-Saga auffällige Parallelen zum Christentum entdeckt haben. Deshalb veranstalten sie in der Zionskirche in Berlin-Prenzlauer Berg einen Mottogottesdienst, zu dem die Besucher in den Kostümen der »Star Wars«-Figuren erscheinen sollen. Die mit den schönsten Verkleidungen bekommen Freikarten für »Das Erwachen der Macht«. Außerdem gibt’s Ausschnitte aus alten »Star Wars«-Filmen.   her
Der alte Streifen
Star Wars II. Auf der Website Derwesten.de wurde in einer Überschrift ein schrecklicher Verdacht geäußert: »›Star Wars‹ begeistert auch Erwachsene«. Nicht auszudenken! Man könnte hinzufügen, dass sich unter den Begeisterten Connaisseurs und Förderer von dem Untergang geweihten Künsten befinden. Unbewusst zumindest, denn »Star Wars«-Regisseur J. J. Abrams setzt sich für die Erhaltung des guten alten Farbfilms ein. Genauso wie Christopher Nolan, der für »Interstellar« analoges Material verwendete. Auch Quentin Tarantinos kommender Film »The Hateful Eight« und »Hail, Caesar!« von den Coen-Brüdern sind das, was man zu Recht Streifen nennen könnte. Könnte! Denn wer würde Filme heute noch als Streifen bezeichnen? Der Streifen ist irgendwie eine Sache von gestern, mag Kodak auch zurück im Spiel sein. Dem Hollywood Reporter zufolge erwarte der Farbfilmhersteller, 2016 schwarze Zahlen zu schreiben. Auf analoge Projektoren wird aber kein Kino mehr umrüsten. Dafür war die Digitalisierung echt zu teuer.   oko
Distinktion
Star Wars III. Es soll Leute geben, die sich vor vielen Jahren, in einem Anflug jugendlichen Leichtsinns, ein »Star Wars«-Tattoo stechen lassen haben. Besonders beliebt, gerade unter denen mit Antihaltung, war das Symbol der Rebel Alliance. Eigentlich ein ganz schönes Motiv: ein schlichter Klecks, extremst bedeutungsschwanger und als Erkennungszeichen subtil. Einziger Haken: Leider hat das Tattoo erheblich an Coolness eingebüßt. Schuld daran ist vor allem das ebenso penetrante wie logische Generve der Spielzeugindustrie, des ganzen Marketings, das einem den Spaß an »Star Wars« vergällt. Der nämlich bestand immer darin, dass man sich etwas spleenig vorkommen konnte, etwas retro, nerdy und geeky – wenn man sich also etwas zu gut mit diesem Zeug auskannte, das die Mehrheit schon längst wieder halb vergessen hatte oder für Quatsch hielt. Aber was sollen Spezialwissen und kultische Verehrung eines popkulturellen Phänomens wert sein, wenn einem die Bäckerin morgens im Yoda-Kostüm gegenübersteht?    oko
Der Wähler im Kino
Star Wars IV. Das Problem im Kino: Man hat keinen Einfluss darauf, wer sich neben einen setzt. In Arthouse-Filmen pflanzt sich grundsätzlich ein verhinderter Filmkritiker auf den Nebensitz, der lautstark schnaubend und gähnend jede Szene zwanghaft kommentiert. In den Blockbustern hingegen sind es die jugendlichen Rabauken mit ihren über Sitzreihen hinweg miefenden Billigparfüms, ihrem Gelächter an den falschen Stellen und den Pappdreiecken an flüssigem Plastik, genannt Nachos mit Käse-Dip. Dem Meinungsforschungsunternehmen Yougov zufolge kommt bei »Star Wars« eine Bedrohung hinzu, die schlimmer als alle genannten ist: der AfD-Wähler. Er soll eine Vorliebe für »Star Wars« haben. Und für die Münchner Freiheit. Stimmt, genau so wird es sein.   oko