Berlin Beatet Bestes. Folge 320.

Wohin mit dem Zeug?

Berlin Beatet Bestes. Folge 320. Der Hausmüll und die Sammlung.

Wieder geht ein Jahr zu Ende. Zeit zurückzublicken: Was ist aus den guten Vorsätzen des Jahresanfangs geworden? Hatte ich überhaupt welche? Den einzig ernsthaften Vorsatz hatte ich im Sommer. Ich wollte Dinge loswerden, leichter werden, auch meiner Freundin zuliebe, denn die wünscht sich sehr, dass auch mal Material unsere Wohnung verlässt und nicht ständig welches hinzukommt. Und sie hat recht. Ich habe zuviel Zeug.
So viel, dass ich mich sogar über den ganzen Müll freue, den ich nach unten trage, denn er beweist, dass ich mich im Zweifel leicht von Dingen trennen kann und dass ich kein Messie bin. Ich kann wertiges und wertloses Plastik auseinanderhalten. Ich kenne den Unterschied zwischen einer Werbefigur aus den fünfziger Jahren und einem Joghurtbecher, einer Flexidisc und einer Käseverpackung, einer Jazz-Zeitung aus den vierziger Jahren und einer ­aktuellen Wurfsendung.
Müll hingegen trenne ich nicht. Viele Leute trennen zwar den Müll in ihren Wohnungen, können sich dann aber nicht so schnell von ihren Papier-, Flaschen- und Plastiksammlungen verabschieden. Die stehen dann wochenlang wie Möbel oder kleine Installationen im Weg. Da bin ich ganz anders, bei mir geht das mit dem Müll ganz schnell. Alles ab in die große Tüte und weg damit. Stinkenden Müll gibt es bei uns zuhause nie.
Wenn Abfall Geld bringen würde, würde ich den allerdings schon trennen. Natürlich bringe ich Pfandflaschen in den Supermarkt, aber leere Weinflaschen, Zeitungen, Kartons und Plastikverpackungen wandern bei mir einfach in den Hausmüll. In der großen Tonne finde ich gelegentlich ganze Computerbildschirme und Matratzenteile, die unsere Nachbarn entsorgt haben. Das finde ich zu krass. So etwas würde ich nicht tun.
Leider hilft mir diese Einstellung nicht bei den Sammlungen, die sich in meinem Zimmer türmen. Bücher und Schallplatten kann ich nicht einfach wegwerfen. Gelegentlich bringe ich mal eine Bananenkiste voller Singles in den Keller und stelle dann oft fest, wenn ich die Kiste nach einer Weile nochmals durchsehe, dass ich viele dieser Platten sofort wieder kaufen würde. So ist schon manche Platte wieder aus dem Keller nach oben gelangt. Der Keller ist also keine Lösung, ich muss anfangen, Zeug endgültig loszuwerden. Im Sommer war ich noch voller Zuversicht. Meine Idee: Mit einem Teil meiner Sammlung ließe sich ein schöner Trödelladen voller sonderbarer Dinge eröffnen.
Gestern besuchte ich in unserer Nachbarschaft die Eröffnung eines Pop-up-Store. Der kleine Laden ist ab Februar frei, der Vermieter sucht noch einen Nachmieter. Die Miete ist erschwinglich, ich könnte also im kommenden Jahr einen Trödelladen eröffnen. Plötzlich bekam ich kalte Füße. Ich war noch nie ein guter Geschäftsmann. Soll ich das Risiko eingehen? Ich weiß es nicht. Vielleicht fange ich doch erstmal an, den Hausmüll zu trennen.
Mein Name ist Andreas Michalke. Ich zeichne den Comic »Bigbeatland« und sammle Platten aus allen Perioden der Pop- und Rockmusik. Auf meinem Blog Berlin Beatet Bestes (http://mischalke04.wordpress.com) stelle ich Platten vor, die ich billig auf Flohmärkten gekauft habe.