Alles tut so weh

Gonjasufis »A Sufi and a Killer« war wohl eines der eher überraschenden Erfolgsalben 2010. Entschieden Lo-fi, voller Samples von Psychedelic-Rock, Folk und türkischem Prog-Pop aus den siebziger Jahren mit der charakteristisch rauh-quäkigen Stimme von Sumach Ecks darüber. Nach dem folgenden Minialbum »Mu.zz.le« (2012) war für vier Jahre Sendepause und für den Gonjasufi war es eine finstere Zeit. Freunde warfen ihm sell­out vor, während Ecks bis zur Pleite von seiner Booking-Agentur abgezockt wurde.
Vor kurzem ist nun das neue Album des musizierenden Yogalehrers erschienen, es ist eine düstere Platte geworden. Der Titel »Callus« bedeutet »Schwiele« oder »Hornhaut« und das Cover würde jeder Metal-Band Ehre machen. Eingängige Psych-Pop-Songs sucht man hier vergebens; am nächsten kommen dem allenfalls »Vinaigrette« oder »Kri­shna-Punk«. Alles auf »Callus« ist verzerrt: die zerstückelten Beats aus der Drummachine, die übersteuerten Synthesizer, die krachigen Gitarren – der ehemalige ­Cure-Gitarrist Pearl Thompson hat einige Auftritte – und Ecks klagend-jaulender Gesang.
Er besingt persönliches Leid (»I was never meant to be so fucked up«) ebenso wie allgemeines Elend (»Don’t let the church hypnotize you« oder »Tired from working on a slave ship«). Das Magazin Slant warf Ecks vor, seine Kritik wiederhole Gemeinplätze aus den sechziger Jahren und sei ungefähr »so konstruktiv, wie einen Dischord-Aufnäher auf der Jacke zu tragen«. Leider wird nicht verraten, wie konstruktive politische Kritik in musikalischer Form auszusehen hätte, aber vielleicht möchte man das auch lieber gar nicht wissen.
Nach dem viel eingängigeren »A Sufi and a Killer« ein Schmerzensalbum wie »Callus« zu machen, das jedes politische Unrecht persönlich nimmt, so wie es persönliches Leid für politisch erklärt, ist auf jeden Fall eine Ansage. Und mit Sicherheit liefert »Callus« mit seinen 19 Tracks den passenden Soundtrack zum aktuellen Wahlkampf in den USA.
Gonjasufi: Callus (Warp)