Das Medium - Die kalte Jahreszeit

Laub und Kacke

Kolumne Von

Und da ist sie auch schon, die Jahreszeit der Zumutungen. Mitsamt auf den Fluren losgelassenen Winden und verschatteten Sonnenuhren und treibenden Blättern und kalten Füßen. Plus überheizten Kaufhäusern und Lokalitäten aller Art sowie viel buntem Laub, unter dem auf Schritt und Tritt verwesende Kotze- und Hundekackehäufchen auf der Lauer liegen.

Im anderen feindlichen Draußen, also auf Facebook, ist man derweil damit beschäftigt, sich darüber zu empören, dass irgendwer irgendwo einen Text geschrieben hat, der vermutlich neben der berechnenden Thematisierung von Diesem und ­Jenem plus allgemeinem Rechthabenwollen vor allem auf das Hervorrufen maximaler Empörung abzielte. Was ungefähr so vorhersehbar war wie das Vorkommen äußerst scheußlicher Farben mit Bezeichnungen wie Moosgrün und eher verdaut wirkendem Schokoladenbraun in der aktuellen Herbstmode. Und so absehbar wie die langen, also wirklich laaangen Anleitungen in praktisch jeder Zeitschrift, in denen jeden verdammten Herbst aufs Neue das Teetrinken und das Sofakuscheln bei Kerzenlicht und mal so wirklich entspannen, so geht es richtig, erklärt werden. So wie das Selberbasteln unfassbar raffinierter Dekostücke aus praktisch nur zwei leeren Waschmittelpackungen und einem bisschen Glitzer als Allheilmittel gegen die Jahreszeit angepriesen wird, wobei die Dekostücke selbst auf der Hochglanzfotostrecke durchaus immer noch wie leere Waschmittelpackungen aussehen, auf die jemand mäßig Begabtes halt irgendwie Zeugs geklebt hat.

Schön ist das alles jedenfalls nicht, aber das ist nun auch nix Neues.

Und in nur wenigen Monaten, also nach ungefähr zwischen 120 und 180-mal Schlafengehen, ist es auch schwupps schon wieder vorbei. Jedenfalls die Jahreszeit.