Fußballfans in Israel

Der Sabbat der Ultras

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In diesem Forum tauschen sich die Anhänger der verschiedenen Vereine exzessiv darüber aus, wer das beste Team und die engagiertesten Fans hat. Zahlreiche Videos von den Rängen vermitteln ein Bild vom Fan­milieu der dritten Liga Süd: Die Bindung an den Fußballverein ist eine Frage der Nachbarschaft, tief emotional und generationsübergreifend. Einer der schillerndsten Fans der dritten Liga Süd ist »Pini der Große«, ein lautstarker Pensionär, der mit einem blauen Paillettenhut im Fan­block von Sha’arayim die Stimmung anheizt.

Maccabi Kabilio Yafo wurde von Fans gegründet. Der Verein ging aus den Trümmern des Clubs Maccabi Yafo hervor, der 1999 wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten seine Lizenz verloren hatte und daraufhin aufgelöst worden war. Er ist nach dem berühmten Torhüter und Schlagersänger Herzl Kabilio benannt, der 1986 mit 35 Jahren an Krebs starb und den israelischen Fußballfans die Hymne »Od Shabat Shel Kaduregel« (Noch ein Sabbat des Fußballs) hinterließ.

Maccabi Yafo war als Verein der Einwanderer aus Bulgarien als auch des Südens der Stadt Tel Aviv von großer Bedeutung. Seine Auflösung war für den Fan Bar Cohen unerträglich, er nahm Verbindung mit wei­teren Anhängern auf mit dem Ziel, den Verein wiederzugründen. Nach einer Versammlung im Dezember 2007, bei der die ersten Mitgliedsbeiträge erhoben wurden, begann die Auswahl eines Kaders. 9 000 Fans feierten in der Saison 2008/2009 im Bloomfield-Stadion den Aufstieg aus der fünften Liga. Mit vielen kleinen Sponsoren und einem soliden Finanzmanagement hat sich das Team mittlerweile in der dritten Liga etabliert. Amit Kalimi, ein engagierter Anhänger, sagt, er sei in erster Linie tolz auf die sieben Kinder- und ­Jugendmannschaften, die für viele von Problemen geplagte Jugendliche in Yafo eine Anlaufstelle seien.

Maccabi Kabilio Yafo ist der zweitälteste von Fans gegründete Verein in Israel – nach Hapoel Katamon Jerusalem. Dessen Gründung ging ein Streit zwischen den Anhängern und dem Management von Hapoel Jerusalem über die Führung der Clubgeschäfte voraus, der schließlich zum Bruch führte. Dem renommierten Journalisten und eingefleischten Fan Gad Lior zufolge engagiert sich Katamon auch sozial. So wurde eine Blindengruppe zu einem Spiel eingeladen und ein professioneller Radiokommentator beauftragt, das Spiel für sie zu kommentieren; die Ultras von Katamon veranstalteten ein Fußballturnier mit Flüchtlingen; aus Solidarität mit LGBT ersetzte Katamon 2015 die Eckfahnen durch Regenbogenfahnen. Der Stolz der Fans sind die zwölf Jugendmannschaften, in denen Araber aus dem Flüchtlingslager des Viertels Shuafat mit Siedlern aus Gush Etzion spielen.