Homestory #9

Getreu dem Motto »Etwas Besseres als Deutschland finden wir überall« sucht die Redaktion auch in diesem Jahr das Weite und plant, ihren Redaktionsitz für einige Zeit an einen anderen Ort zu verlegen. Die Wahl des passenden Reiselands wird aber aus verschiedenen Gründen immer schwieriger. Das liegt schon allein daran, dass nahezu jedes nahegelegne Land bereits von uns bereist wurde. Mit Dänemark ging es mal los, es folgten unter anderem Polen, Italien, Kroatien, Frankreich, Tschechien. Eine versprengte Reisegruppe schaffte es bis nach Island. Israel, obgleich nicht nebenan gelegen, wurde bereits zweimal bereist, was eigentlich gegen die hausinterne Regel verstößt, jedes Land nur einmal zu besuchen, ­solange noch nicht alle anderen Länder bereist wurden. Aber es gibt eben gewisse Orte, da will man einfach nicht hin, und andere Orte, da will man immer wieder hin. Auch Spanien wurde zweimal besucht, erst ging es nach Mallorca, Jahre später nach Katalonien. Irgendwann lockte uns auch die Türkei, in die seinerzeit tatsächlich alle hinein und aus der auch anstandslos wieder alle heraus kamen. Andere Recherchereisen führten uns in die Niederlande, nach Zypern, Albanien und Georgien und wie die Länder alle heißen. Wie sich ziemlich schnell, manchmal schon beim Einzug ins Quartier, herausstellte, war aber nicht immer alles besser als zu Hause in Kreuzberg. Mal musste man sich eine Standpauke wegen unerlaubten Rauchens auf dem Hotelzimmer anhören und ein saftiges Bußgeld zahlen (Reykjavík), mal entpuppte sich der Vermieter als Hitler-Fan (Kroatien). Egal wohin man fuhr, an Themen für die Antifa-Seite fehlte es niemals. In der vergangenen Woche wurde nun aber entschieden, wohin die Reise in diesem Jahr geht. ­Unverzüglich begannen wir mit der Planung und flogen einen Länderexperten ein, der schon mal einen kurzen Überblick über Land, Leute und Ökonomie geben konnte. Wie und wo werden wir unterkommen, wo geht man baden, was ist vom dortigen Präsidenten zu halten und was von der dortigen Linken? Wohin es geht, wird noch nicht verraten, nur so viel: Es wird très chic.