Abschied von der Utopie

Der verdiente Niedergang des Ostens wird nirgends sinnfälliger als im Schicksal des Unterhaltungskunsthandwerkers Wolfgang Lippert. Die kreischfidele Entertainerfresse, aus der stets nichts anderes denn Kleinmut und Heimtücke sprachen, wie grienend und haspelnd sie auch auf Schwerschwiegersohn getrimmt sein mochte, krabbelte hinauf bis in den vereinigungsdeutschen Showolymp, die "große Samstagabend-Show Wetten, daß...?" Dort angekommen, benahm sich Lippert wie Nachbars Schoßhund. "Superstar Phil Collins zum Beispiel tätschelte er die Schulter und sagte gönnerhaft: ÝYou can say you to me!Ü Danach ging's nur noch bergab." (Bild, 7.7.1997)

Nun folgte der letzte, der unwiderrufliche Absturz, als Ladendieb, in Köpenick. In Köpenick. In einem "Köpenicker ÝStinnesÜ-Baumarkt". Da hat Lippert eine Zange für 18 Mark geklaut. Hinterher mobilisierte er sämtliche intellektuellen Kapazitäten: "Es war ein Versehen, sie muß irgendwie in meine Tasche gefallen sein." Doch der Berliner "Stinnes"-Chef ließ weder Gnade noch Recht ergehen: "Wir lassen uns doch nicht mit einer Autogrammstunde erpressen! (...) Herr Lippert hat ganz klares Hausverbot!" Aber einwandfrei. 100%iges Hausverbot. Und kein Gramm weniger. Wo kämen wir da hin!