Zu Freuds "Todestrieb" ist nun rechtzeitig noch vor dem für das Jahr 2001 eingeplanten Weltuntergang der "Kümmertrieb" (Spiegel 27/97) hinzugetreten. Seit November letzten Jahres betatscht der verstörte Weltbürger millionenfach sein "Tamagotchi", einen handflächengroßen "Computer-Knuddel aus Japan", der sich an der Leine spazierenführen läßt und dessen Lebensfunktionen über ein simples Display gesteuert werden. Dreißig Tage lebt das Ding aus einer anderen, aus der virtuellen Welt, aber nur dann, wenn man's richtig ernährt, früh zu Bett schickt, tätschelt, hätschelt und auf den PC-Pott setzt. Andernfalls geht der Plastikbatzen zugrunde, sein sorgendes Elternteil am seelischen Krückstock.
