Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?
Ich weiß gar nicht mal genau, wo ich am Tag des Spiels war, ich weiß nur, daß ich es nicht gesehen habe. Das lag nicht daran, daß wir keinen Fernseher gehabt hätten, meine Eltern haben sich nur ganz einfach nicht für Fußball interessiert. Und ich war im Sommer 1974 sowieso mit etwas anderem, für mich viel Wichtigerem beschäftigt: Ich sollte bald eingeschult werden, und das hat mich ungeheuer beschäftigt, ich habe sogar geträumt davon.
Ein Jahr später dann geschah allerdings etwas sehr Seltsames: Mein Vater weckte mich plötzlich auf. Im Rückblick, führe ich das natürlich auf das Sparwasser-Tor zurück. Mein Vater sagte mir nämlich, ich solle sofort aufstehen, denn da liefe gerade ein ungeheuer wichtiges Fußballspiel, und das müsse ich unbedingt sehen. Das Europapokal-Finale oder so, das Magdeburg dann sogar gewonnen hat.
Dann war für eine Weile wieder Schluß mit Fußball, bis dann in der Schule Entscheidungen gefragt waren, denn in Ostberlin gab es zwei Fußballclubs, den BFC Dynamo und Union Berlin. Der BFC war der erfolgreichere Verein, und so habe ich mich dann für den Underdog entschieden, für Union. Daß das auch eine politische Entscheidung war, immerhin galt der BFC immer als Stasi-Club, das habe ich damals natürlich noch nicht gewußt.