Schlagzeuger bei der Westberliner Rockband "Golden Showers"

Wo warst du, als das Sparwasser-Tor fiel?

Ich habe das Spiel zu Hause in Bayern gesehen, wir hatten einen alten Schwarz-Weiß-Fernseher. Wir, das waren meine Mutter und mein älterer Bruder, der Vater war schon lange tot. Meine Mutter war eigentlich eine völlig unpolitische Frau, mit einer Ausnahme: Bei RAF-Anschlägen gab es bei uns immer selbstgebackenen Apfelkuchen mit Sahne, aber ohne irgendeine weitere Begründung.

Beim Spiel hat sie allerdings nicht hingesehen, bloß dabeigesessen und sich mit irgendwas völlig anderem beschäftigt. Die bundesdeutsche Mannschaft legte wieder so ein richtiges Memmenspiel hin, und uns Kindern kam das sowieso alles ziemlich seltsam vor, weil es halt in Deutschland stattfand und zwei deutsche Mannschaften mitmachten. An Sparwasser kann ich mich gut erinnern, denn bei dem Namen mußte ich immer an Walther Sparbier denken, das war der Postbote bei der Show von Peter Frankenfeld.

Man hatte die Mannschaft der DDR wohl vorher nicht richtig ernst genommen, dabei war sie im Spiel dann schließlich ganz klar besser, die haben geile Konter gemacht - und als das Tor schließlich fiel, da wurden bei mir zu Hause alle außer mir total fahl im Gesicht. Ich hab mich für die DDR gefreut, denn schließlich hatte sie das Tor aufgrund ihrer Überlegenheit mehr als verdient. Mein Bruder jedoch hatte so eine Marotte, der hatte beim Fernsehgucken immer ein Kissen auf dem Schoß, und das hat er dann immer unterschiedlich benutzt. Wenn er Angst bekam, dann hat er es sich vor die Augen gehalten, wenn er richtig wütend war, dann hat er es gegen den Fernseher geworfen - Sparwasser hatte das Tor also kaum geschossen, da kam auch schon das Kissen geflogen und mein Bruder konnte sich gar nicht mehr einkriegen vor Ärger.

Meine Mutter hat hingegen bloß tief durchgeatmet und gesagt: "Man muß das jetzt ganz differenziert sehen!"