Japan will weniger zensieren

Nach 32jährigem Kampf erhält der japanische Historiker Ienaga Saburo (83) von der Regierung eine Entschädigung in Höhe von umgerechnet rund 6 000 Mark. Bereits in den fünfziger Jahren hatte Ienaga einen Text über Experimente zur biologischen Kriegsführung der japanischen Armee während des Zweiten Weltkrieges verfaßt. Eine Einheit hatte an etwa 3 000 Gefangenen, hauptsächlich Chinesen, Bakterien-Versuche in Nordchina durchgeführt. Ärzte, die Gefangenen Krankheitserreger spritzten und beim Sterben zusahen, haben eingestanden, "Autopsien" an noch Lebenden durchgeführt zu haben. Das Erziehungsministerium, dem die Beurteilung obliegt, ob Schulbücher die "physische und mentale Entwicklung der Schüler" fördern, entfernte Ienagas Texte aus einem Geschichtsbuch. Zwar sei die Zensur von Schulbüchern durchaus verfassungskonform, so die Auffassung des Obersten Gerichtshofes, sie müsse sich aber zugleich nach historischen Tatsachen richten. Künftig solle so wenig wie möglich zensiert werden.